Information von Väter für Kinder e.V.:

Kommentar zu den Demonstrationen in Berlin und Paris.

 Manche Besucher unserer Webseiten werden sich sicher gefragt haben, wieso wir über die jüngsten Demonstrationen in Berlin (Hungerstreik) und Paris bisher nicht berichtet haben. Selbstverständlich gingen auch uns zahlreiche Meldungen über diese Ereignisse oder Pläne, sowie über die Verhaftung von Maurice Elfeke (SOS Enlèvement d'enfants par l'Allemagne ) zu. Sie waren aber zum Teil  nicht  nur unvollständig, sondern auch recht widersprüchlich und liessen deshalb eine Verlässigkeitsprüfung, nach Standards die wir auch weiterhin einhalten wollen, nicht zu.  Wir sehen unsere Aufgabe in erster Linie darin, durch Information zur Verbesserung der Eltern-Kind-Beziehung beizutragen. Dazu gehört nicht nur, dass diese Informationen möglichst verlässlich sind, sondern selbstverständlich auch die offene Kritik an Verhältnissen die diesen Bestrebungen entgegenstehen. Diese Kritik sollte aber unbedingt strikt sachlich und möglichst mit konkreten Verbesserungsvorschlägen verbunden sein, z. B. unter Heranziehung von schon im Ausland realisierten Beispielen. Nur dann besteht Aussicht, dass sich die Verhältnisse, wenigstens langfristig, verbessern.

Wir finden es deshalb kontraproduktiv und sehr bedauerlich, wenn, wie Bildern im Internet zu entnehmen ist,  auf der Demonstration in Paris, z. B. Schilder mit Hinweisen auf "LEBENSBORN" herumgetragen wurden.  Wir haben selbst erst vor kurzen auf einen Bericht über diese grässliche NAZI Ideologie und ihre verheerenden  Folgen, vor allem für die daran völlig unschuldigen Kinder, hingewiesen.  Aber  das heutige Deutschland  wird nicht von NAZIS regiert und Richter ("furchtbare Juristen") die an NAZI Greueln beteiligt waren, haben längst keinerlei Einfluss mehr, auch die nicht, die dieser Ideologie "nur" nahestanden. Das sollten sich, bei aller sonst möglicherweise berechtigten Kritik, auch Kritiker im Ausland eingestehen, selbst ohne direkte Anschauung der Verhältnisse im heutigen Deutschland, allein schon aus Altergründen der damals Beteiligten. Gerade das heutige Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland (und allgemeiner die Entwicklung der Europäischen Union) ist das vielleicht überzeugendste Beispiel dafür, dass Völker aus der Geschichte lernen können. Dass es immer Einzelne geben wird, die unbelehrbar sind und extreme Positionen vertreten, liegt faktisch im Wesen einer Demokratie, weil die Staatsgewalt erst einschreiten kann, wenn sich diese Gruppen straffällig gemacht haben, ansonsten aber nur der schwierige Weg einer Überzeugungsarbeit bleibt.

Die äusserst schwierigen Probleme der von Trennung / Scheidung betroffenen binationalen Eltern und Kinder, aber genau so auch inländischer Eltern und Kindern denen oft über viele Jahre ihr verbrieftes Recht auf Umgang mit beiden Eltern verwehrt wird, verdienen unsere uneingeschränkte Empathie. In diesem Sinne sind wir selbstverständlich auch mit den an den jüngsten Aktionen beteiligten ausgegrenzten Elternteilen völlig solidarisch. Wir verstehen auch sehr wohl, dass Einzelne dieser enormen psychischen (und meist auch finanziellen) Belastung nicht standhalten können und sich zu Handlungen hinreissen lassen, die dann von der "Gegenseite" ausgiebigst ausgeschlachtet werden und schon deshalb, aber vor allem der Kinder wegen, mit grösster Willenanstrengung konsequent vermieden werden sollten. Selbst Berichte über Fälle in denen solche ausgegrenzten Elternteile schließlich Hand an sich legen, reissen aber leider nicht ab.

Obwohl es sehr gut zutreffen mag, dass Trennungseltern zwei völlig getrennte Wahrheitssysteme haben, von denen wir zudem meist nur eines überhaupt kennen, kann man auch unbesehen davon ausgehen, dass eine Praxis sehr gravierende Mängel aufweist, bei der Elternteile völlig sanktionslos oft über viele Jahre das Recht der Kinder und des anderen Elternteils auf einen konfliktfreien Umgang sabotieren können, ja dann sogar nach dem "Kontinuitätsprinzip" und einem oft fälschlich als ablehnenden "Kindeswillen" ausgelegten schweren Loyalitätskonflikt dafür noch mit dem alleinigen Sorgerecht oder gerichtlich angeordneter Aussetzung des Umgangs "belohnt" werden. Kinder haben ein Recht auf Kontakt zu beiden Eltern, der nur aus schwerwiegenden Gründen einer Kindeswohlgefährdung, und nicht etwa mit dem vagen Argument, ,,Kind muss zur Ruhe kommen", ohne nach den Ursachen zu forschen und diese zu beheben, ausgesetzt werden darf. Wenn die verbrieften Kinder- und Elternrechte ihr Papier wert sein sollen, dann müssen diese Rechte auch durchgesetzt werden, notfalls auch mit Zwangsmassnahmen. Blosse Appelle an die Einsicht des ausgrenzenden Elternteils, wir sie hier gelegentlich erfolgen, sind zumindest im fortgeschrittenen Stadium des Elternkonflikts völlig wirkungslos. Solche Appelle und Belehrungen müssten am Anfang stehen, vor jedem Rechtstreit. Das hat man, worauf wir schon oft hingewiesen haben, anderswo z. T. schon längst erkannt und realisiert, indem man Kurse über Scheidungsfolgen für die minderjährigen Kinder und / oder Mediation nicht nur anbietet, sondern vor jeder gerichtlichen Regelung oder als Scheidungsvoraussetzung auch verpflichtend macht und ähnliche Massnahmen (z. B. Verpflichtung und gerichtliche Überwachung einer Familientherapie), notfalls mit Sanktionen verbunden, auch bei späteren Umgangskonflikten ergreift.

Dieser Themen werden wir uns auch weiterhin annehmen, selbstverständlich auch der besonders schwierigen Probleme binationaler Eltern, die zudem besonders häufig von Kindesentführung betroffen sind. Wir begrüssen die Bestrebungen, zumindest innerhalb der Europäischen Union, zu einer möglichst einheitlichen und kooperativen Regelung des Kindschaftrechts, insbesondere der grenzüberschreitenden Handhabung des Umgangsrechts zu kommen, obwohl heutzutage auch über unseren Kontinent hinausgehende Regelungen erforderlich sind und weitgehend eingestanden wird, dass dafür die an sich klaren Bestimmungen des Haager Übereinkommens (Art. 21), in der bisherigen Praxis jedenfalls, nicht ausreichen. Die Vorschläge der französisch-deutschen Parlamentarierkommission, sowie auch die unter der französichen EU Ratspräsidentschaft eingebrachten Vorschläge verdienen besondere Beachtung und, nach sorgfältiger Prüfung, auch eine entsprechende Umsetzung. Wir haben darüber berichtet und verweisen insbesondere hier auf die Webseiten des Abgeordneten der französischen Nationalversammlung, Pierre Cardo, der auch Mitglied der deutsch-französischen Parlamentarierkommission ist. Auf seinen Webseiten wird auch ausführlich über die aktuellen Ereignisse, einschliesslich seiner eigenen Erklärungen und Appelle dazu, berichtet. Leider haben wir nicht die zeitlichen Resourcen, davon auch Übersetzungen zu erstellen (abgesehen von einer knappen Presseerklärung, die wir gerade erhielten). Sie sind z. T. wenigstens ohnehin bei den an den Aktionen direkt beteiligten Organisationen zu finden. Dort findet man auch eine umfangreiche tägliche Berichterstattung von den Demonstrationen und aus der in- und ausländischen Presse.

Ausdrücklich erwähnen möchten wir deshalb hier nur die wahrlich erschütternde, ausführliche Berichterstattung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Freitag, 13.7.2001, Seite 9, über oft jahrelange Ausgrenzung: In 783 Tagen einmal. Väter und eine Mutter aus ,,binationalen Ehen" beginnen in Berlin einen Hungerstreik, um ihre Kinder wiederzusehen / Von Bernd Fritz. Sie ist auch mit einem grossen Bild solcher Eltern versehen (Unterschrift : Die Demonstration gegen das deutsche Sorgerecht in Berlin.), mit Schildern auf denen die Tage der Ausgrenzung von ihren Kindern ersichtlich ist.
Auf derselben Seite der FAZ ist auch der Aufsatz: Schutzvorkehrungen gegen Kindesentführung geplant. Ein europäisches Übereinkommen soll für mehr Rechtsicherheit sorgen / Von Reinhard Müller.
Erinnert wird zunächst an einige spektakuläre Fälle von Kindesentführung nach Deutschand und die nicht nur im Ausland kritisierte deutsche Handhabung der Ausnahmebestimmung (Art. 13 b) des Haager Übereinkommens über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentführung und die daraus schliesslich resultierenden französisch-deutschen und amerikanisch-deutschen Arbeitsgruppen. Dann wird über ein europäisches Abkommen berichtet, das grenzüberschreitenden Ausübung des Umgangsrechts sicherer machen soll. Der Entwurf (zu dem Väter für Kinder e. V. vom Bundesjustizministerium zur Stellungnahme aufgefordert worden war) soll im September vom Europarat beraten werden. Erwähnt wird auch, dass nach jüngsten Zahlen vier Prozent aller Ehen in Deutschland "binational" sind.

Auch in den U.S.A wurde über neuen Demonstrationen berichtet: Parents Fight Germans for Custody. By Stephen Graham. Associated Press Writer. Saturday, July 14, 2001; 2:30 p.m. EDT.

Webseite des franz. Abgeordneten und Mitglieds der französisch-deutschen Parlamentarierkommission, Pierre Cardo,

Presseerklärung von Pierre Cardo vom 15.7.2001

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