Protecting the Parent-Child Bond from a Vindicative Ex
Dr. Richard A. Warshak
Regan Books, 2001, 305 Seiten, ISBN 0-06-018899-5.
Eine goldene Regel für Eltern ist, die Kinder aus Konflikten zwischen ihnen selbst strikt herauszuhalten und bei Erziehungsmaßnahmen immer Gemeinsamkeit zu zeigen. Das sollte auch nach Trennung / Scheidung gelten. Die Hauptthese des vorliegenden Buches ist, dass es von dieser Regel zwei wichtige Ausnahmen gibt:
Die erste ist, wenn man das Ziel böswilliger Kritik ist, mit der der andere Elternteil versucht den Kindern ein negatives Bild von einem selbst zu vermitteln, wie es häufig bei konfliktreicher Trennung der Fall ist. Selbst in diesem Fall ist der Rat meist, passiv zu bleiben, um die Kinder nicht noch mehr unter Druck zu setzen und in Loyalitätskonflikte zu stürzen. Aufgrund seiner 25 jährigen Erfahrung ist der Autor überzeugt davon, dass dieser Rat nicht nur den betroffenen Elternteil hilflos lässt, sondern auch die Kinder, und dieser Elternteil zudem riskiert den Respekt und Liebe der Kinder, und sogar den Kontakt mit ihnen zu verlieren. Auch wenn ein Elternteil aufgrund eigener Probleme ein irrationales Verhalten zeigt, unter dem die Kinder erheblich leiden, sollte man sie nicht allein mit diesem Problem lassen. Das ist der zweite Ausnahmefall.
Von der goldenen Regel abzuweichen und gegenüber den Kindern offene Kritik am andern Elternteil zu äußern, erfordert aber sehr viel Feingefühl und Ausgewogenheit. Zunächst muss man immer seine eigenen Motive kritisch prüfen, ob nicht etwa dahinter der Impuls steckt auf gleiche Weise auf Verunglimpfungen zu antworten. Auch sollte man stets selbstkritisch prüfen, inwieweit eine ablehnende oder respektlose Haltung der Kinder durch das eigene Verhalten verursacht sein könnte.
Das Buch ist in der Weise organisiert, dass jeweils typische Verhaltensmuster an Hand von Fallbeispielen beschrieben werden und dann Ratschläge folgen, diesen zu begegnen, meist noch einmal zusammengefasst und besonders hervorgehoben. Dr. Warshak beschreibt im Detail die typischen Anzeichen einer Eltern-Kind-Entfremdung (Parental Alienation Syndrome) und wie und warum Eltern ihre Kinder manipulieren. Er stellt Regeln auf, wie man darauf als betroffener Elternteil am besten reagiert. Es werden Strategien entwickelt dafür:
Es ist ein sehr praktisches Buch, das betroffenen Eltern sehr zu empfehlen ist, weil es aus einem langjährigen Umgang mit Fällen entstanden ist, in denen sich die Verhaltensmuster in zunächst (für Betroffene) erstaunlicher Weise fast immer gleichen. Dr. Warshak ist klinischer Psychologe und betreibt zusammen mit seiner Frau eine Privatpraxis in Dallas, Texas. Er ist auch Professor am University of Texas Southwestern Medical Center. Dass er auch über ein profundes theoretisches Wissen in seinem Fach verfügt, zeigen seine Veröffentlichungen, von denen wir hier nur die im Konferenzband, Das Parental Alienation Syndrome (PAS) (Hrsg. Wilfrid von Boch-Galhau, Ursula Kodjoe, Walter Andritzky, und Peter Koeppel) erwähnen: Current Controversies Regarding the Parental Alienation Syndrome, S. 207-233. Der Aufsatz enthält auch ein sehr ausführliches Literaturverzeichnis. Von dem Vortrag auf der Konferenz selbst (Frankfurt/Main, 18-19. Oktober, 2002), der eine etwas andere Ausrichtung hatte, ist ein Livemitschnitt als Tonband erhältlich.
Das Buch ist verständlicherweise in erster Linie an amerikanische Eltern gerichtet. Signifikante Unterschiede ergeben sich aber nur aus der unterschiedlichen Gerichtspraxis. Aktiv gegen Eltern-Kind-Entfremdung und Ausgrenzung vorzugehen, wie im Buch beschrieben, setzt voraus, dass wenigstens ein Minimalkontakt mit dem Kind noch besteht. Wenn man aber, wie leider immer noch so oft in Deutschland, einfach Kinder mitnehmen und dann jeden Kontakt mit dem zurückgelassenen Elternteil unterbinden kann, und dann nach erheblicher Verfahrendauer, statt Sanktionen, aus Kontinuitätsgründen mit dem alleinigen Sorgerecht "belohnt" wird, sowie gerichtliche Auflagen, wie Umgangsregelung und Auskunftspflicht, getrost ignorieren kann, oder gar das Umgangsrecht vom Gericht ausgesetzt wird (,,Kind muss zur Ruhe kommen"), wird dies für den zurückgelassenen Elternteil schwierig bis unmöglich. Deshalb ist es so wichtig, die Gefahren zu erkennen und möglichst früh, solange dies noch möglich ist, aktiv zu werden, unter Ausnutzung aller Möglichkeiten auf privater Ebene und selbstverständlich auch der im Kindschaftsrecht vorgesehenen Möglichkeiten, wie z. B. begleiteter Umgang zur Aufrechterhaltung und Wiederanbahnung von Kontakten, Verfahrenspflegschaft etc. Es kann aber, vor allem, wenn diese Maßnahmen zu spät kommen, auch Situationen geben, in denen überhaupt kein Kontakt mehr möglich erscheint, oder es aus anderen Gründen tatsächlich angebracht sein mag, für eine Weile "los zu lassen", aber mit einer Türe die für das Kind immer offen ist. Mit solchen Situationen beschäftigt sich das Schlusskapitel des vorliegenden Buches.
Wir hoffen, dass es bald eine deutsche Übersetzung dieses für betroffene Eltern und Kinder sehr hilfreichen Buches geben wird, eventuell mit zusätzlichen, auf deutsche Verhältnisse ausgerichteten Ergänzungen und Anmerkungen.
Weitere Einzelheiten zum Inhalt können dem
nachfolgenden Inhaltsverzeichnis entnommen werden. Dazu nur 2
kleine kulturspezifische Anmerkungen:
1. "Brainwashing 101" (Kapitel 7) ist eine Anspielung auf die
Gepflogenheit in amerikanischen Vorlesungsverzeichnissen,
Einführungskurse mit der Nummer 101 zu versehen.
2. Ann Landers (Kapitel 7) ist in den USA fast jedermann als
"Ratgeberin in allen Lebenslagen" bekannt, deren Kolumnen
regelmäßig in vielen Tagezeitungen
erscheinen. .
INTRODUCTION: STEALING THE
SOUL
1
1 THE DELICATE
BALANCE
7
The United Front * When Silence Is Not Golden * How
to
Distinguish Between Helpful and Harmful
Criticism
2 BAD-MOUTHING, BASHING, AND
BRAINWASHING
24
Bad-mouthing *Bashing * Brainwashing *
Parental Alienation
Syndrome *
Children Who Resist Divorce Poison
3 ALIENATED
CHILDREN
39
The Hate Campaign *Trivial Explanations for the Hatred
* False
Abuse Accusations *
Polarizing Parents: Saints and Sinners
*
Parroting Adults * Declaration of
Independence *Hatred by
Association *
Alienation Without Divorce Poison *
Justified
Alienation * Child-Driven Alienation
*
Understanding the Roots
of Alienation * Is It Alienation or
Not? *
False Accusations of
Parental Alienation Syndrome
4 MALIGNANT
MOTIVES
84
Poor Boundaries *
Revenge *Narcissism * Guilt * Insecurity *
Seeking Validation *
Holding On with Hate * Paranoia * Reenactments
*
Hostility Toward the Children
*
Custody Litigation *Preventing Alienation During Custody
Litigation *
Remarriage