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Interview mit der Psychologin Ursula Kodjoe zum Parental Alienation Syndrom (PAS) im FOCUS Nr.50 vom 13.12.99 Seite 222-223

"Mein Vater war besoffen"

Die Psychologin und Mediatorin Ursula Kodjoe kämpft gegen die zunehmende Gehirnwäsche bei Scheidungskindern.

Der Titel erklärt sich aus der Kernaussage von Frau Kodjoe, mit der sie PAS von anderen Trennungsstreitigkeiten abgrenzt.

Kodjoe: . . . , beim Parental Alienation Syndrom lehnen Kinder auch dann einen Elternteil ab und verteufeln ihn sogar, wenn sie aus eigenem Erleben keine negativen Erfahrungen gesammelt haben. Stattdessen eignen sie sich erzählte Geschichten an. Die Argumentation eines Kindes könnte dann beispielsweise lauten: " Bei meiner Geburt war mein Vater besoffen, darum will ich ihn nie mehr sehen." PAS erfordert vor allem auch von den Gerichten und Jugendämtern eine differenzierte Betrachtung und einen einfühlsamen Umgang mit dem kindlichen Nein.

Erwähnt wird, dass die PAS Debatte in Deutschland erst vor 2 Jahren in Gang kam, mit einem Aufsatz, den Frau Kodjoe zusammen mit dem Kindschaftsrechtsexperten Rechtsanwalt Dr. Peter Koeppel im Amtsvormund veröffentlichte. Einige der Thesen von Dr. Koeppel, insbesondere dass PAS juristisch gesehen eine missbräuchliche Ausübung der elterlichen Sorge (§1666 Absatz 1 BGB) ist, sind gesondert dargestellt.

Im Interview selbst führt Frau Kodjoe die Tatsache, dass vorwiegend Mütter PAS verursachen, auf die einfache Tatsache zurück, dass auch vorwiegend Mütter durch die Sorgerechtszuteilung dazu über die Macht verfügen. Das ist eine einfache Schlußfolgerung, die sich erstaunlicherweise bei dem Entdecker von PAS R.A. Gardner nicht findet, wenn er behauptet, dass PAS in 90% der Fälle von Müttern betrieben wird. Wir haben in unseren WEB-Seiten auch immer wieder Beispiele schlimmster PAS Programmierung durch Väter angeführt. Aber auch nicht sorgeberechtigte Elternteile müssen sich fragen, welchen Anteil sie an der Entfremdung des Kindes haben. Es gibt auch den missbräuchlichen Umgang des umgangsberechtigten Elternteils, wie Frau Kodjoe erwähnt.

Frau Kodjoe erklärt, dass man PAS schon innerhalb eines Monats in Gang setzen kann, besonders effektiv durch eine inszenierte "Flucht" mit dem Kind. Sie geht dann auf die Methoden der Deprogrammierung ein. Als Königsweg bezeichnet sie eine systemische Therapie (nicht ,,systematische", wie es im gedruckten Text irrtümlich heißt). Sie soll dem programmierenden Elternteil Ängste nehmen und dem abgelehnten Elternteil erkennen lassen wie er den Umgang mit dem Kind verbessern kann.

Zu schweren PAS Fällen meint Frau Kodjoe: Wenn alle Interventionsbemühungen scheitern, sollte man versuchen, das Kind in den Haushalt des anderen Elternteils wechseln zu lassen, und von dort aus eine schrittweise Umgangsregelung treffen. Das geht nur bis zu einem gewissen Alter und bis zu einem gewissen Grad des Widerstands. Danach geht gar nichts mehr, und alle müssen abwarten. Denn abgebrochene Beziehungen wirken in jedem einzelnen Familienmitglied weiter.

Und FOCUS fragte: Wenn ein Kind schon jahrelang instrumentalisiert wurde, wie stehen die Chancen, doch wieder mit dem ausgegrenzten Elternteil zu einer vernünftigen Beziehung zu finden?

Kodjoe: Eine Wiederannäherung findet möglicherweise im jungen Erwachsenenalter statt, wenn der Wunsch danach wächst, den Vater und die Mutter selbst aufzusuchen. Diese Begegnungen können jedoch zum Kontaktabbruch mit dem zuvor einzig geliebten Elternteil führen und eine tiefe Krise auslösen.

Interview: Christine Brinck

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