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Deutsch-Amerikanische Kindesentführungen: Zahlenspiele ?

Jeder Fall von Kindesentführung ist ein menschliches Drama, das man sich als nicht Betroffener wahrscheinlich kaum vorstellen kann. Deshalb ist jeder Fall ein Fall zuviel.. Aber um ein Bild vom Ausmaß des Problems zu bekommen, ist es doch interessant einige neuere Zahlenangaben zu vergleichen:

Die deutsche Justizministerin, Frau Däubler- Gmelin wies laut REUTERS (26.5.2000) in einem ARD Interview alle Vorwürfe zurück, dass Deutschland sich nicht an internationale Konventionen [das Haager Übereinkommen] halte. ,,In den letzten fünf Jahren gab es insgesamt 160 Fälle mit den Vereinigten Staaten, und die große Mehrheit wurde zufriedenstellend gelöst". Sie brachte die Beschwerden mit politischen Manövern vor den November Wahlen in den USA in Verbindung.

Der Rede ,,INTERNATIONAL PARENTAL KIDNAPPING AND GERMANY (Senate - June 23, 2000)" von Senator Mike DeWine, über die wir im Zusammenhang mit dem Fall Cooke berichteten (28.6), sind folgende Zahlenangaben zu entnehmen:

Von 1995 bis 1999 waren 165 Fälle bekannt geworden in denen amerikanische Eltern die Rückführung ihrer Kinder aus Deutschland forderten. In 33 von ihnen hätten deutsche Gerichte die Rückführung abgelehnt. Selbst nach den Angaben des deutschen Justizministeriums gab es in dieser Zeit 116 Fälle in denen deutsche Eltern die Rückführung aus den USA forderten. In nur vier Fällen wurde dem von U.S. Gerichten nicht entsprochen. Zwischen 1990 und 1998 seien nur 22 % der amerikanischen Kinder, für die Anträge nach dem Haager Übereinkommen [das zur raschen Rückführung in das Land des gewöhnlichen Aufenthaltes, außer in ganz wenigen Ausnahmefällen, verpflichtet] gestellt wurden, aus Deutschland rückgeführt worden, einschließlich der Fälle in denen der entführende Elternteil dem freiwillig entsprach. Bei diesem Vergleich mokiert sich der Senator wohl, wenn er sagt, dass er das Argument von Bundeskanzler Schröder ,,Wir haben immer dafür gekämpft, dass das Kindeswohl im Mittelpunkt von Scheidungs- und Sorgerechtsfällen steht, Das ist der alleinige Standard. Die Zeiten in denen Deutschland routinemäßig Gerichtsentscheidungen abwandelte [während der Naziära] seien vorbei, Gott sei Dank" (Reuters 6/1/00) "sehr interessant" findet. Die USA hätten ein sehr unabhängiges Justizsystem, würden aber ingesamt Kinder in 90 % aller internationalen Entführungsfälle rückführen. Dann äußert er, angesichts der Ergebnisse aus ähnlichen Versprechen an Frankreich, seine Besorgnis über das Angebot eine deutsch-amerikanische "Arbeitsgruppe" einzusetzen. Kanzler Schröder müsse bei seinem Wort genommen werden, um sicher zu stellen, dass es sich nicht nur um leere Versprechen handle, in einem Versuch das angeschlagene Ansehen in der internationalen Gemeinschaft zu verbessern. [

In einem Aufsatz "At war over stolen kids" des CHICAGO Tribune vom 8.7.2000 [Deutsche Übersetzung bei pappa.com] werden weitere Zahlen genannt: In den letzen 3 Jahren hätten deutsche Gerichte 44 Haager Fälle, amerikanische Kinder betreffend, gehört. Sie hätten die Rückführung von 18 Kindern in die USA angeordnet, aber bei 26 Kindern die Rückführung abgelehnt. Insgesamt gäbe es derzeit einen Rechtstreit mit 59 amerikanischen Eltern.

Diese Zahl wird auch in einem Aufsatz derselben Zeitung vom 9.7.2000 ,,GERMANS DON'T BUDGE EVEN AFTER PLEA BY CLINTON" [Deutsche bewegen sich nicht von der Stelle (geben nicht nach), sogar nach Clintons Ersuchen], der nochmals auf die gerade beschriebenen Aussagen von Justizministerin Däubler-Gmelin und Senator DeWine eingeht, und sich dann u.a. mit der fehlenden Durchsetzung von Umgangsregelungen (auch inländischer) in Deutschland auseinandersetzt. Erwähnt wird in diesem Aufsatz auch, dass der deutsch-französischen Parlamentarierkommission (deren Treffen von den Franzosen wegen deutscher Nichtkooperation gerade abgesagt wurden) 40 ungelöste Fälle vorliegen*. Seit dem ersten Treffen im Januar sei kein einziges Kind nach Frankreich rückgeführt worden, aber einem Vater sei zu einem einwöchigen Umgang verholfen worden. (Der französische Vater X. Tinel hat bekanntlich das Angebot seine nach München entführten Kinder nur unter strenger Aufsicht sehen zu dürfen empört zurückgewiesen und trat in einem 42 tägigen Hungerstreik)

*Le Figaro vom 9.7.2000 spricht von 64 Fällen in einem ausführlichen Artikel ,,Le Rhin sépare toujours les familles" (Der Rhein trennt immer noch Familien).

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Letzte Änderung: 10. Juli.2000