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                                  Väter für Kinder e.V.
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Nummer 5/99
verantwortlich i. S. d. P.: Dr. A. Schneider / Vorsitzender

Ursula Kodjoe

Langzeitstudie über Elternentfremdung

Vortrag auf der Fachtagung "Psychologie im Familienrecht"

in der Evangelischen Akademie Bad Boll am 10. Dezember 1998

Über das Eltern-Kind-Entfremdungssyndrom (PAS) ist seit Januar 1998 viel geschrieben und debattiert worden. Auch VfK hat mehrfach darüber berichtet (VfK-Infos 2, 8, 9, 10 und 11/98). Die Freiburger Diplompsychologin und Mediatorin Ursula Kodjoe, Mitautorin der ersten deutschen Veröffentlichung über PAS, berichtete in diesem Vortrag über die einzige verfügbare Langzeituntersuchung über PAS. Sie stammt aus den USA von Stanley S. Clawar und Brynne V. Rivlin: Children held hostage - Dealing with Programmed and Brainwashed Children. Section of Family Law, American Bar Association, 1991. Die Studie umfaßt 1000 Fälle und einen Zeitraum von 12 Jahren. 700 der Fälle mit programmierenden Eltern wurden analysiert. Das Alter der Kinder reichte vom Babyalter bis 20 Jahre. Ziel der Untersuchung war es, das allen Familienrichtern, Gutachtern, Rechtsanwälten, Verfahrenspflegern und Beratungsstellen bekannte Phänomen der Programmierung von Kindern gegen einen Elternteil duch Methoden der Gehirnwäsche zu erhellen als Voraussetzung für die Deprogrammierung der betroffenen Kinder.

Beispiele für Techniken der Gehirnwäsche

Existenzverneinung des anderen Elternteils: Dem Kind ist es verboten, ein Foto des anderen Elternteils zu besitzen. Fotos werden vernichtet, wann immer sie entdeckt werden.

Totschweigen des anderen Elternteils

Abwerten, Erniedrigen, Lächerlichmachen des anderen Elternteils in allen Lebenslagen

Pathologisierung des anderen Elternteils

Drohung mit Liebesentzug

Anspruch des programmierenden Elternteils auf Exklusivität der einzig wahren Elternliebe

Umschreiben, Einfärben der wirklichen Familiengeschichte

Der angerichtete Schaden

Die Auswirkungen der Elternentfremdung reichen von leichten Schäden für die Persönlichkeitsentwicklung und Beziehungsfähigkeit bis zu deren Zerstörung. Sie sind abhängig von der Art des Programms, den angewandten Techniken, der Intensität und Dauer, dem Alter des Kindes bei Beginn der Beeinflussung, seinen eigenen Wesensmerkmalen und der Anzahl weiterer mitwirkender oder gegensteuernder Personen in seinem Umfeld.

Auch die zurückgewiesenen Eltern können Reaktionen entwickeln. Viele berichten über psychosomatische Störungen, Beziehungsprobleme, psychische Probleme wie Depressionen, Aggressionen und Einschränkungen ihrer Fähigkeit zum Umgang mit anderen Menschen.

Deprogrammierung

Der programmierende Elternteil wird auf jeden Versuch reagieren, die symbiotische Beziehung seines Kindes an ihn zu lockern und eine normale Beziehung zum anderen Elternteil wiederherzustellen. Es ist gewöhnlich längerfristig schädlicher für die Kinder, gewaltsam getrennt von einem Elternteil in einer verzerrten Welt verharren zu müssen, als kurzfristig durch einen Prozeß zu gehen, der die Beziehung wenigstens zu einem Elternteil normalisiert. Die Herausnahme des Kindes aus dem programmierenden Umfeld und erweiterter Kontakt mit dem anderen Elternteil erwies sich als die erfolgversprechendste Methode, ein Kind zu deprogrammieren. Dabei wurde die erstaunliche Entdeckung gemacht, daß der übergangslose Umzug von einem zum anderen Elternteil den Kindern die geringsten Probleme bereitete. Im Gegensatz dazu stehen die Bemühungen von Fachleuten in Deutschland, einen "weichen" Übergang zu schaffen.

Wann ist die Entfremdung unumkehrbar?

In 1% der Fälle dieser Studie konnte die Programmierung nicht durchbrochen werden. Die Kinder hatten die verzerrte Wahrnehmung des programmierenden Elternteils zu ihrer eigenen gemacht. Sieben Faktoren begünstigen die Ausweglosigkeit therapeutischer Interventionen:

- Lange Perioden der Programmierung und Gehirnwäsche

- Gleichzeitige Anwendung verschiedener Techniken

- Isolierung des Kindes vom anderen Elternteil

- Ein anderer Elternteil, der aus falsch verstandener Rücksichtnahme beim Umgang mit dem Kind die verzerrten Darstellungen nicht richtigstellen will

- Mangelndes Verständnis der Prozesse bei Richtern, Gutachtern, Mediatoren, Beratern u.a.

- Erfahrungen des Kindes mit einem mißglückten Interventionsversuch

- Mehrere Beteiligte am Entfremdungsprozeß, z.B. durch Beteiligung des Familien-Clans

Zum Nachdenken

Programmierung und Gehirnwäsche von Kindern sind verbreitete Erscheinungen bei Partnertrennung und Ehescheidung. Der in der Rechtsprechung nach wie vor verbreitete Glaubenssatz lautet: "Wenn ein Elternteil  nicht will, kann man nichts machen." In der Kindschaftsrechtsreform hat sich die Erkenntnis niedergeschlagen, daß für die Entwicklung von Kindern beide Eltern gleich wichtig sind. Programmierung und Gehirnwäsche sind seelischer Kindesmißbrauch. Es gibt Rechtsanwälte und Angehörige anderer scheidungsbegleitender Berufe, die wider besseres Wissen der Programmierung Vorschub leisten. 80% der programmierenden Elternteile, die bei Gericht nicht durchkommen, feuern den Anwalt, bezeichnen den Richter als gekauft und den Gutachter als befangen. Es sind dieselben, die auch nach richterlicher Intervention ihr Verhalten nicht ändern, wenn ihnen keine ernsten Sanktionen angedroht und diese auch konsequent durchgeführt werden.
 
                                                                                                                                 Dr. A. Schneider
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