Väter für Kinder e.V. Buchbesprechung:

Martin J. Davis (Autor und Hrsg.)

Scheidung von den Kindern
Betroffene Väter erzählen


Unter Mitarbeit von Dipl.Psych. Sarah Bach

TRIGA\VERLAG

Gelnhausen: TRIGA\VERLAG, 1998
ISBN 3-89774-000-1

Personen- und Ortsnamen wurden vom Herausgeber durchgängig geändert.

Eine Trennung oder Scheidung kann auf recht unterschiedliche Weise eingeleitet werden: von der einvernehmlichen Erkenntnis, dass man sich auseinandergelebt hat, durch einem bis dahin verheimlichten neuen Partner, bis zu dem gar nicht so seltenen Fall, dass man von der Arbeit nach Hause kommt und eine ausgerämte Wohnung vorfindet, mit unbekanntem Aufenthalt der übrigen Familienmitglieder.  Es entwickelt sich dann oft nicht nur Sprachlosigkeit zwischen den vormaligen Partnern, sondern sogar eine Feindseligkeit mit Aktionen und Anschuldigungen die man sich in guten Zeiten niemals hätte vorstellen können, besonders nicht von einem einst so geliebten Menschen. Dazu kommen eine Fülle praktischer Dinge die dringend geregelt werden müssen - und schließlich Einsamkeit, besonders dann, wenn der Kontakt zu den Kindern abbricht oder gar bewußt vom anderen Elternteil  vereitelt wird. 

In einer solchen Situation ist es oft hilfreich zu erfahren, dass die eigene  Situation gar nicht so einmalig und ungewöhnlich ist, wie einem das zunächst scheinen mag, sondern, dass sich die grundlegenden Verhaltensmuster in vielen Fällen, trotz unterschiedlicher Ausgangsposition,  in erstaunlicher Weise gleichen. Diese Erfahrung kann man machen,  indem man sich in einer Selbsthilfegruppe mit anderen Betroffenen austauscht oder  Fallgeschichten  liest. Für letzteres liefert das vorliegende Buch eine  beeindruckende Sammlung von 11  Fallgeschichten aus der Sicht der betroffenen Väter.

Zur Entstehungsgeschichte und den Zielen des Buches scheint es am besten aus der Einleitung zu zitieren:VfK Logo

Das vorliegende Buch ist ein Sachbuch zum Thema Elterntrennung und deren Folgen für die Väter der Kinder. Ich habe am Anfang des Projekts mehrere Möglichkeiten in Betracht gezogen, dieses Buch zu schreiben:

1. als rein sozialwissenschaftliche Studie ohne eine gezielte politische Aussage, das heißt eine neutrale Beschreibung des jetzigen Zustands. Ich wäre in der Lage gewesen, ein solches Buch zu schreiben, obwohl ich der Meinung bin, daß Neutralität an sich im gesamten Bereich »Männer Väter, Familie, Scheidung, Kinder« auch eine wesentliche politische Aussage ist. Mir liegt nichts daran, den aktuellen Zustand neutral zu beschreiben; es würde mir außerdem schwerfallen, weil ich persönlich betroffen bin.

2. als politische Aussage mit einer sozialwissenschaftlichen, psychologischen und ökonomischen Betrachtungsweise, das heißt Beschreibung von zwei Zuständen, wie die Situation jetzt ist und wie sie irgendwann sein könnte/sollte, dazu Vorschläge, wie die zukünftige Situation zu erreichen ist. Diese Vorgehensweise beschreibt primär das Ziel, der Weg dorthin ist sekundär. Meiner Meinung nach ist diese Methode realitätsfremd und vom Wunschdenken geprägt, weil sie nicht funktioniert.

3. als Sammlung persönlicher Aussagen von Betroffenen: die Leser werden gleichzeitig eine geistig-mentale und eine emotionale Reaktion haben; sie werden dazu angeregt werden, darüber nachzudenken und sich emotional zu beteiligen; - es gibt für Väter und ihre Familien keinen statischen Zustand. Hier wird ein komplizierter Prozeß in einem immer komplexer werdenden System dargestellt,

Die dritte Variante birgt die beabsichtigte größtmögliche Auswirkung auf das System Vater/Familie im deutschsprachigen Raum.

Dazu hat der Autor Anzeigen in Tageszeitungen aufgegeben und eine umfangreiche Korrespondenz geführt. Er hat aber bewusst persönliche Kontakte mit den Vätern vermieden, die schließlich bereit waren ihre persönliche Geschichte darzustellen: 
  
Ich - als Mann und Vater - habe dieses Buch mit besonderer Betonung der Sichtweise des Vaters zusammengestellt und habe mit Absicht nicht versucht, unparteiisch zu bleiben. Dieses Buch enthält die Geschichten von den elf Vätern, die bereit waren, ohne persönlichen Kontakt, nur per Brief, Fax oder E-Mail, ihren Beitrag zu leisten, über Gefühle zu schreiben und nochmals über die massiven Änderungen in ihrem Leben zu reflektieren. Ich betone hiermit, daß ich die Beteiligten nie persönlich kennen gelernt, lediglich mit zwei oder drei Vätern ganz kurz technische Details telefonisch besprochen habe. Hier möchte ich den Beteiligten für ihre Arbeit, Zeit und Mühe nachdrücklich danken. Und an dieser Stelle möchte ich auch die Leser daran erinnern, daß diese Männer bereit waren, ihre schmerzlichen Erfahrungen niederzuschreiben.

Dementsprechend sind die Fallgeschichten zwar sehr unterschiedlich im Stil, vermitteln aber ein weit besseres Bild der jeweiligen persönlichen Erfahrung, als wenn der Autor selbst versucht hätte sie aus seiner Sicht zusammenzufassen. Erst in Anschluss an diese Fallgeschichten stellt der Autor, der Psychologe und selbst Betroffener ist, seine Sicht zu Trennung / Scheidung und den Möglichkeiten der Konfliktreduzierung dar. Ergänzt wird diese Darstellung durch eine umfangreiche Bibliographie.

UMSCHLAGTEXT:Trennung und Scheidung von der Frau bedeuten für den Mann sehr oft auch die Trennung von den Kindern. Wie Väter darunter leiden und wie sie darum kämpfen, den Kontakt zu ihren Kindern aufrechtzuerhalten, welche großen Probleme - familiäre oder rechtliche - es dabei gibt, schildern hier elf Väter aus ganz persönlicher Perspektive. Diese Schilderungen sind voller Emotionen, verdienen Aufmerksamkeit und wecken Verständnis für die Probleme der Väter.
Martin J. Davis, MA (Cantab) studierte Sozialpsychologie in Cambridge, England. Seine Betroffenheit als geschiedener Vater und seine Erfahrungen während der eigenen Trennung und Scheidung bewegten ihn, dieses Buch herauszugeben. Sein Engagement gilt der Verbesserung der rechtlichen Situation von Familien und Vätern.