Vergleich von ,,Entfremdete Scheidungskinder?" (ZKJ 6/2007 S. 218 - 224) mit dem Originaltext von Janet R. Johnston, Ph.D, ,,Children of Divorce Who Reject a Parent and Refuse Visitation: Recent Research and Social Policy Implications for the Alienated Child", Family Law Quarterly 2005, Vol. 38, Nr. 4, 757 -775. 

Christian T. Dum, Ph.D.1)

Da mir selbst beim raschen Lesen des deutschen Textes nicht wenige Stellen auffielen, die mir für psychologische Fachliteratur und speziell dem Schreibstil von Janet R. Johnson ungewöhnlich erschienen, habe ich diese mit dem Original verglichen und, weil es bei diesem Vergleich in erster Linie auf eine möglichst präzise Wiedergabe des Originals, sowohl nach Sinn als auch Nuancierung (z. B. Bestimmtheit der Aussage) ankommt, versucht diesen ausgewählten Stellen eine neue Übersetzung gegenüber zu stellen, obwohl sie vielleicht manchmal weniger leicht lesbar und daher noch verbesserungsfähig ist.

Natürlich hat ein Übersetzer immer gewisse Freiheiten, aber auch mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen, weil nicht nur Worte in ihrer Bedeutung und Nuancierung selten eine exakte Entsprechung haben, sondern weil sich auch die englische und deutsche Satzstruktur sehr gründlich unterscheiden (vgl.dazu den sehr humorvollen Vortrag von Mark Twain, den er auf Deutsch 1897 in Wien hielt.). Deshalb erfordert bessere Lesbarkeit teilweise Modifikationen einer möglichst wortgetreuen Rohübersetzung, von der man aber meiner Meinung nach ausgehen sollte. Außerdem sollten erhebliche Abweichungen vom Original und erklärende Einfügungen für die Leser aus dem anderen Kulturkreis als solche klar gekennzeichnet werden [durch den Autor dieses Kommentars hier mit "Anm.:"].     

Zunächst ist es allein schon äußerst ungewöhnlich bei einer Übersetzung eines Fachaufsatzes, die Anspruch auf Professionalität erheben will, den Originaltitel [zugegeben etwas sperrig, aber in der Fachliteratur durchaus üblich; wörtlich etwa: Scheidungskinder die einen Elternteil ablehnen und Besuchskontakte verweigern: Aktuelle Forschungsergebnisse und Folgerungen für sozialpädagische Grundsätze zum Entfremdeten Kind] in einer Weise zu verändern, die sonst eigentlich zwecks besserer Vermarktung nur bei der Synchronisation von Hollywood Filmen üblich ist. Wenn durch den neu gewählten Titel noch dazu etwas suggeriert wird, was im Kern nicht den Aussagen des Aufsatzes entspricht, erscheint uns das besonders bedenklich. Im Aufsatz dieser mit Hochkonfliktfällen bestens vertrauten Autorin wird niemals in Frage gestellt, dass es entfremdete Scheidungskinder gibt und sie die besondere Aufmerksamkeit von Therapeuten und Familiengerichten erfordern, wenn sie auch den Begriff breiter fasst, als dies ihrer Ansicht nach R. A. Gardner in seiner Beschreibung des Parental Alienation Syndroms tat und deshalb auch nicht alle seine von ihm vorgeschlagenen Massnahmen uneingeschränkt unterstützt.

Der Vergleich zwischen Originalarbeit und ZKJ Fassung zeigt zahlreiche weitere ganz erhebliche Abweichungen, die als solche nicht gekennzeichnet sind und aus Gründen der besseren Lesbarkeit in keinster Weise erforderlich erscheinen. Die Übersetzung einer Reihe von Worten entspricht auch schlicht nicht der Bedeutung im aktuellem amerikanischen, allgemeinen oder fachlichen Sprachgebrauch. Abgesehen von aus dem Zusammenhang erkennbaren und deshalb eher harmlosen oder komischen Dingen, wie der Übersetzung des salopp gebrauchten, aber im Amerikanischen durchaus üblichen Ausdrucks "goodies", der im vorliegenden Zusammenhang offensichtlich allgemein Verlockungen (durch einen Elternteil) bedeutet, mit "Süßigkeiten", ist dies teilweise Akzent verschiebend, wenn nicht sinnentstellend und ist dann nicht nur eine Frage des persönlichen Geschmacks. Das scheint uns der Fall zu sein, wenn z. B. "abuse" stets mit ,,Missbrauch" übersetzt wird, obwohl damit im Amerikanischen keineswegs nur sexueller Missbrauch (sexual abuse) gemeint ist, sondern im vorliegenden Zusammenhang jede Art von körperlicher oder seelische Misshandlung, wie etwa häuslische Gewalt. Vielleicht noch gravierender, wenn das von Johnston offenbar statt des engeren psychiatrischen Fachausdruckes "parentification" (Parentifizierung) gebrauchte Wort "role-reversal"  (Rollenumkehr) mit "Überidentifikation" übersetzt wird. (Zur Parentifizierung, d.h. als Kind die Partner- oder Betreuerrolle übernehmen, vgl. z. B. Judith S. Wallerstein, Julia Lewis, Sandra Blakeslee, The Unexpected Legacy of Divorce: A 25 Year Landmark Study , 2001, Kap. 1, "When a Child Becomes the Caregiver" und die weitere, umfangreiche psychologische Fachliteratur, speziell auch im Zusammenhang mit Trennung / Scheidung. Auch mittels einer allgemein zugänglichen, bekannten Suchmaschine im Internet findet man mit "parentification AND divorce" 11000 Zitate, mit "Parentifizierung UND Scheidung" immerhin 342 deutschsprachige Einträge und mit "Parentifzierung", die ja auch andere Ursachen haben kann, 542.).
Meines Erachtens besonders krasse Fälle habe ich durch Hervorhebung gekennzeichnet. Aber darüber sollte der Leser am besten selbst befinden.

  S. 758 II. The Problem with Parental Alienation Syndrome
 
 S. 758 II. Das Problem mit dem Parental Alienation Syndrome
   ZKJ:S. 218 II. Die Problematik des ,,Parental Alienation Syndrome"  
 
1. Later, Richard Gardner coined the label "Parental Alienation Syndrome"(PAS) [6] to describe a psychiatric disorder in a child in the context of a custody dispute, and it is this entity that has generated both enthusiastic endorsement and strong negative response across North American and European Family Courts [7]
Später prägte Richard Gardner die Bezeichnung "Parental Alienation Syndrome" (PAS) [6], um eine psychiatrische Störung im Kontext eines Scheidungskonfliktes zu beschreiben; und es ist dieses Konstrukt das sowohl enthusiastische Befürwortung als auch starke negative Reaktionen bei nordamerikanischen und europäischen Familiengerichten ausgelöst hat.[7].    
ZKJ: Etwas später prägte Richard Gardner [7] die Bezeichnung "Parental Alienation Syndrome" (PAS) um damit eine massive psychische Verwirrung bzw. die gezielte Verstörung eines Kindes im Kontext eines Scheidungsstreits zu kennzeichnen. In seiner Gesamtheit hat das Theorem bei nordamerikanischen und europäischen Gerichten einerseits enthusiatische Befürwortung erhalten, anderseits stieß es auf starke Vorbehalte und scharfe Ablehnung [8]  [Anm.: Die Unterschiede in der Nummerierung der Fußnoten ergeben sich durch 2 Einfügungen im ZKJ Text.].

2.obsessive hatred
   obsessiven (zwangshaften) Hass   
   ZKJ: massive Hassgefühle

3. frivolous and absurd complaints
   leichtfertige und absurde Beschwerden
   ZKJ: verleumderische und absurde Klagen

4. The second component is a vindictive parent who is involved in consciously or unconsciously brainwashing the child into this indoctrinated stance.
Die zweite Komponente ist ein rachsüchtiger Elternteil, der darin involviert ist durch bewusste oder unbewusste Gehirnwäsche das Kind zu dieser indoktrinierten Haltung zu veranlassen.
ZKJ: Die zweite Komponente ist ein rachsüchtiger, nachtragender Elternteil, der mittels einer unbewussten oder bewussten ,,Gehirnwäsche" dem Kind die ihm genehme ablehnende Haltung ,,einzubläuen" sucht.

5. The third component is false allegations of abuse that are generated by alienating parent and child [8]
Die dritte Komponente sind falsche Anschuldigungen von Misshandlung, die vom entfremdenden Elternteil und dem Kind erhoben werden. [8] 
ZKJ: Die dritte Komponente zielt auf unzutreffende generalisierende Unterstellungen von Missbrauch, um das Kind dem Elternteil zu entfremden.
[Anm.: "abuse" bedeutet im Amerikanischen keineswegs nur sexuellen Missbrauch (sexual abuse), sondern umfasst im vorliegenden Zusammenhang jede physische oder psychische Misshandlung.]

6. Allegations of PAS oder PA have become a fashionable legal strategy in numerous divorce cases where children are resisting contact with a parent. [9]
Unterstellungen von PAS bzw. PA [Anm.: Parental Alienation] wurden zu einer modischen rechtlichen Strategie in Scheidungsfällen, in denen Kinder sich gegen den Kontakt mit einem Elternteil sträuben. [9]
ZKJ: Die Unterstellung von PAS bzw. PA (Parental Alienation) gehört recht häufig in den Scheidungfällen zur Strategie des sich als benachteiligt empfindenden Elternteils, in denen die Kinder den Umgang strikt verweigern [10].

7. Most controversial are the radical recommendations that follow from Gardner's view that an alienating parent is the principal, if not sole, cause of the problem. In severe cases of PAS, he recommends changing custody (i.e. placing the child with the "hated" parent) as well as other punitive measures that have resulted, for instance, in the child's detention in juvenile hall, and/or the jailing and fining of the offending parent. [10]
 Am kontroversesten sind die radikalen Empfehlungen, die aus der Ansicht Gardners folgen, dass ein entfremdender Elternteil die hauptsächliche, wenn nicht einzige Ursache des Problems ist. In schweren Fällen von PAS empfiehlt er Sorgerechtswechsel (d.h.das Kind mit dem ,,gehassten" Elternteil zu plazieren) als auch andere Sanktionen die z. B. zur Unterbringung [Anm.: Nuancierung: detention bedeutet eigentlich erzwungenes Zurückhalten, Gewahrsam, Haft] des Kindes in einem Kinderheim und / oder Gefängnis oder Geldstrafen für den schuldigen [Anm.: genauer: gegen die Regeln / Gesetze verstoßenden] Elternteil geführt haben.  [10]
ZKJ:  Besonders problematisch wirkt dabei die Unterstellung, dass der ,,entfremdende" Elternteil das Verhalten des Kindes hauptsächlich verursacht habe. In besonders krassen Fällen einer PAS Diagnose wird empfohlen, dem vom Kind abgelehnten Elternteil das Sorgerecht zu übertragen, sowie weitere scharfe Sanktionen wie z. B. die Unterbringung des Kindes in einem Kinderheim und/oder die Verhängung einer Geld- oder Gefängnisstrafe für den ,,verursachenden" Elternteil. [11]

8. In the larger community, the concept of PAS has created its own gender politics.
Im breiteren Umfeld hat das PAS Konzept seine eigene Gender Politik entwickelt.
ZKJ:  Die von Scheidung und Trennung betroffenen bzw. damit befassten gesellschaftlichen Gruppen leiteten gender-spezifische Strategien aus dem PAS-Theorem ab.

 9. Women's advocates have scathingly rejected Gardner's formulation as "junk science" and reflective of institutional and social biases that victimize women. [11]
Frauenrechtlerinnen haben Gardners Formulierung als ,,junk science" [Ramschwissenschaft] und als Widerspiegelung institutioneller und sozialer Vorbehalte, die Frauen schaden, höhnisch abgelehnt. [11]
ZKJ: Rechtsvertreterinnen betroffener Frauen haben Gardners Deutungsformel demgegenüber als ,,junk science" (,,Abfallwissenschaft") klassifiziert. Sie deuten sie als Widerspiegelung institutioneller und sozialer Vorbehalte, um Frauen zu schaden. [12]
[Anm.: Die Fußnote bezieht sich auf Carol Bruch und ihre Kritik an Gardner und am PAS Konzept, die auch in FamRZ 2002(19), S. 1304-1315, erschienen ist. Zu einer ausführlichen Bewertung vgl.Warshak 20052), insbesondere Kap.II.5 Argumentation ad hominem. Die von Johnston benützte Bezeichnung als Frauenrechtlerin / Aktivistin erscheint demnach für Frau Bruch, obwohl Juristin, und verwandte Gruppen voll gerechtfertigt, obwohl man sich auch von dieser Seite mehr fundierte und sachliche Argumente wünschen würde.]

 10. The main problem is that PAS focuses almost exclusively on the alienating parent as the etiological agent of the child's alienation.
Das hauptsächliche Problem ist, dass PAS fast ausschließlich auf den entfremdenden Elternteil als den ätiologischen Auslöser der Entfremdung des Kindes fokussiert.
ZKJ: Zur Wertung der Kontroverse wird von Johnston Folgendes zu bedenken gegeben: Das Hauptproblem einer PAS Diagnose sei, dass sie fast ausschließlich auf den ,,entfremdenden Elternteil" als den alleinigen Verursacher der Entfremdung/Verstörung des Kindes abhebe.

11. I will show that Gardner's singular focus on the aligned parent as primarily responsible for the child's alienation is overly simplistic and not supported by available data.
Ich werde zeigen, dass Gardners alleiniger Fokus auf den in Allianz mit dem Kind befindlichen Elternteil als Hauptverursacher für die Entfremdung des Kindes übermäßig simplistisch ist und nicht durch verfügbare Daten unterstützt wird. [Anm.: ,"aligned" = gleich ausgerichtet, war der ursprünglich von J. Wallerstein benützte Ausdruck für die hier beschriebene Situation, d. h. PAS. Sie sprach aber auch in diesem Zusammenhang von einen "Medea Syndrome", um einen rachsüchtigen, entfremdenden Elternteil zu beschreiben.]  
ZKJ: Johnston will in ihrem Beitrag begründen, dass Gardner's Blickrichtung auf den ,,entfremdenden " Elternteil als dem einzigen Verursacher für die Umgangsverweigerung des Kindes [15] die Symptomatik vereinfacht und verengt. Schließlich lägen keinerlei verlässliche empirische Daten vor, die solche Zuweisungen belegen würden

12. Indeed, our  research shows that the problem of children's rejection of a parent is a family system's pathology exacerbated by an adversarial legal system, and not an individual psychiatric disorder.
In der Tat zeigt unsere Forschung, dass das Problem der kindlichen Ablehnung eines Elternteils eine Pathologie des Familiensystems, verschlimmert durch ein adversatorisches Rechtssystem, ist und nicht eine individuelle psychiatrische Störung.
ZKJ: Die Forschungsergebnisse lenkten den Blick viel mehr darauf, dass die Ablehnung eines Elternteils durch ein Kind auf ein krankhaftes, ein gestörtes Familiensystem verweist, welches durch kontrovers geführte Gerichtsprozesse noch zusätzlich belastet werde. Es handle sich nicht um eine individuelle psychiatrische Störung, sondern um die Störung des Systems.
[Anm.: adversarial, deutsch adversatorisch, ist die Standardbezeichnung für die Unterscheidung etwa des amerikanischen / englischen Gerichtssystems vom kontinentaleuropäischen, inquisitorischen Gerichtssystem. Gardner widmet dieser Unterscheidung sogar Kap1. des Buches "The Parental Alienation Syndrome".]
  
13. Although there have been numerous references in the literature that make claims and counterclaims about the phenomena, the number that offered empirical data were preliminary and / or flawed studies.[15]
Obwohl es in der Literatur zahlreiche Hinweise gegeben hat, die Behauptungen und Gegenbehauptungen über die Phänomene machen, waren diejenigen darunter, die empirischen Daten anboten, vorläufige und / oder fehlerhafte Studien. [15].   
ZKJ: Ingesamt betrachtet gibt es zwar eine Vielzahl von einschlägigen Beiträgen in der Literaur, die Behauptungen und Gegenbehauptungen zu dem Phänomen formulieren, überzeugende empirische Daten werden in ihnen nicht geliefert. [17].

III A Reformulation of the Problem: The Alienated Child.  S. 761
III. Eine Reformulierung des Problems: Das entfremdete Kind
ZKJ: III. Versuch einer Reformulierung des Begriffs ,,entfremdetes" Kind. S. 219

14. hypotheses
      Hypothesen
     ZKJ: Thesen
  
15. Entrenched alienated children are marked by unambivalent, strident rejection of the parent with no apparent guilt or conflict.
Early precursors of alienation include complaints and expressions of dislike along with resistance and lack of pleasure in visiting the target parent, together with role reversal and separation anxieties from the preferred parent
Unbeugsam [festgefahren] entfremdete Kinder sind gekennzeichnet durch eine nicht ambivalente, schrille Ablehnung eines Elternteils, ohne augenscheinliche Schuldgefühle oder Konflikte. Unter den frühen Vorboten einer Entfremdung sind Beschwerden und Ausdrücke von Abneigung, entlang mit Widerstand und Lustlosigkeit bezüglich Besuchen beim Zielelternteil, zusammen mit Parentifizierung und Trennungsängsten vom bevorzugten Elternteil.
 ZKJ: Nachhaltig entfremdete Kinder fallen auf durch eine eindeutige und sehr strikte Ablehnung eines Elternteils, ohne dass irgendeine ersichtliche Schuld desselben vorläge oder einen massiven Konflikt mit ihm/ihr erlebt hätten. Schwächere Varianten solcher Entfremdungsphänomene sind Klagen über den abgelehnten Elternteil und Äußerungen über Missfallen, einhergehend mit widerwilligen und lustlosen Besuchen. Dazu kommen Hinweise auf eine Rollentausch (d. h. eine Überidentifikation mit dem bevorzugten Elternteil) und eine starke Angst, von diesem getrennt zu werden.
[Anm.: 1. Die Abwesenheit von Schuldgefühlen und Konflikten bezieht sich auf das Kind und sein Verhalten, wie auch schon von Gardner als PAS Symptom beschrieben und nicht auf schuldiges Verhalten des ausgegrenzten Elternteils oder Konflikte mit diesem!!
2.  Ebenso gründlich missverstanden offenbar der Gebrauch durch Johnston von "role reversal" für den mehr spezifischen psychiatrischen Fachausdruck "parentification". Zur Parentifizierung, siehe oben (Einleitung)3 .

16. From this viewpoint, the pernicious behaviors of a "programming" parent are no longer assumed to be the starting point.
Aus diesem Blickwinkel werden bösartige Verhaltenweisen eines ,,programmierenden" Elternteils nicht länger als Ausgangspunkt angenommen.
ZKJ: Aus diesem kindzentrierten Blickwinkel ist ein vorab als schädlich bzw. bösartig unterstelltes Verhalten eines solcherart ,,programmierenden" Elternteils diagnostisch nicht länger vertretbar.

17. ... and means orientated alliances with a parent who offers the best goodies, or makes fewer demands ....
und zweckorientierte Allianzen mit dem Elternteil, der die besten Verlockungen anbietet oder weniger Forderungen stellt. 
ZKJ: ....und sicherlich auch zweckorientierte Allianzen mit dem Elterteil, der beliebte Aktivitäten oder Süßigkeiten anbietet oder auch weniger streng mit dem Kind umgeht ....
[Anm : "goodies", ist allgemeiner U. S. Sprachgebrauch, wenn auch salopp hier für "enticements" etc., obwohl vielleicht nur Süßigkeit in englisch-deutschen Wörterbüchern stehen mag, aber hier ganz bestimmt nicht gemeint ist.]

 18. FN 22 : All of these divorce-specific reactions are likely to be time-limited if they are handled well by a warm, understanding parent, or may ameliorate with brief counseling.
Alle diese scheidungsspezifischen Reaktionen sind eher wahrscheinlich zeitlich begrenzt, wenn sie von einem warmherzigen, verständmisvollen Elternteil gut gehandhabt werden, oder sie mögen sich mit Kurzberatung verbessern. 
ZKJ: Solche trennungsbedingte Reaktionen sind im Übrigen zeitlich begrenzt, wenn sie auf eine warmherzigen, verständnisvollen Elternteil treffen, oder aber sie lassen sich durch sensible Beratung abbauen.

19. FN. 23  ....The therapist can then help the child to cognitively restructure any fixated or erroneous beliefs about his or her helplessness, vulnerability, culpability, and fantasies of rescue and revenge. In  addition some interpretations of the PTSD symptoms usually helps the child understand and manage them better.
Der Therapeut kann dann dem Kind helfen, irgendwelche fixierte oder fälschliche Gefühle über seine oder ihre Hilflosigkeit, Verletzlichkeit, Schuld und Phantasien von Errettung und Rache kognitiv zu restrukturieren [Anm: d.h. verarbeiten]. Zusätzlich helfen einige Erläuterungen der PTSD [ Anm.: post traumatic stress disorder= posttraumatische Belastungsstörung] Symptome für gewöhnlich dem Kind sie besser zu handhaben.  
 ZKJ:  Die Aufgabe des Therapeuten ist es, die Erfahrung des Kindes von Hilflosigkeit, Verletzlichkeit, Schuldgefühlen, Rettungs- und Rachephantasien zu rekonstruieren. Zusätzlich können verbalisierte Erläuterungen der traumatischen Symptome dem Kind helfen, sie besser zu verstehen und mit ihnen umzugehen.

IV. Research Finding about Causes and Correlates of Children's Rejection of a Parent. S. 764
IV. Forschungsergebnisse über Ursachen und Korrelate der kindlichen Ablehnung eines Elternteils.
ZKJ:
IV. Forschungsergebnisse zu den Ursachen und Erscheinungsformen massiver Umgangsverweigerung.

20. In our reformulation of the alienated child [24] we have proposed that multiple factors contribute to children's rejection of a parent including a history of intense marital conflict; a humiliating separation or custody dispute, the psychological vulnerabilty of both parents; the child's age, cognitive capacity and temperament; the influence of siblings, new partners and extended family; and an adversarial litigation process where powerful professionals are seen as allies or enemies [25]. Figure 1 illustrates this model of multiple factors.
In unserer Neuformulierung des entfremdeten Kindes [24] haben wir vorgeschlagen [postululiert], dass multiple Faktoren zur Ablehnung eines Elternteils durch Kinder führen. Dazu gehören die Geschichte eines intensiven Ehekonfliktes, ein entwürdigender Trennungs- oder Sorgerechtsstreit, die psychische Verletzlichkeit beider Eltern[teile]; das Alter des Kindes, seine kognitiven Fähigkeiten, sein Temperament; der Einfluss von Geschwistern, neuer Partner und der weiteren Familie; sowie ein adversatorisches Rechtsverfahren in dem mächtige Professionelle entweder als Verbündete oder Feinde gesehen werden. [25]  Abbildung 1 illustriert dieses Modell multipler Faktoren.
ZKJ: In ihrer Neudefinition des ,,entfremdeten Kindes (,,alienated child") [26] schlagen Johnson u.a. vor, eine Vielzahl von Faktoren für die damit einhergehende Ablehnung eines Elternteiles zu berücksichtigen. Dazu gehören die Geschichte eines harten, belastenden Ehekrieges, ein entwürdigender Trennungsverlauf, die Art und Weise, wie die Sorgerechtsentscheidung getroffen wurde, die psychische Verletzlichkeit der Eltern selbst, das Alter des Kindes, seine kognitiven Fähigkeiten, sein Temperament, der Einfluss von Geschwistern, neuer Partner und der weiteren Familie, sowie last not least ein hochstrittiges, polarisierendes Gerichtsverfahren, in dem übermächtige juristische Experten entweder nur als Verbündete oder nur als Feinde wahrgenommen werden können, [27], siehe Abbildung 1.

21. Two empiral studies have been conducted to test this more complex model.
Zwei empirischen Studien wurden durchgeführt um dieses komplexere Modell zu testen.
ZKJ: Dieses differenzierte Wirkungsmodell wurde in zwei empirischen Studien überprüft und verglichen.

22. In a study of clinical records of 125 children (five to thirteen years) in custody disputing families, Johnston and her associated tested four competing theories about why children reject a parent after divorce, asking the questions:
Anhand der klinischen Aufzeichnungen über 125 Kinder (zwischen 5 und 13 Jahren) aus Familien mit Sorgerechtsstreitigkeiten haben Johnston u.a. vier miteinander konkurierende Theorien über die Gründe warum Kinder einen Elternteil nach der Scheidung ablehnen, mit folgenden Fragen geprüft:
ZKJ: Anhand einer klinischen Studie mit 125 Kindern zwischen 5 und 13 Jahren in Familien mit Sorgerechtsstreitigkeiten haben Johnston u.a. vier miteinander verbundene Annahmen überprüft, warum Kinder einen Elternteil nach der Scheidung ablehnen.
[Anm.: d.h. es wurden nicht speziell für diese Studie empirische Ergebnisse erhoben, sondern lediglich bereits aus Sorgerechstauseinandersetzungen vorhandene klinische Aufzeichnungen (der psychologischen Sachververständigen/Therapeuten, vgl FN. [26]) ausgewertet, und das ohne eine Vorselektion von Fällen einer tatsächlichen Ablehnung eines Elternteils durch ein Kind, aus welchen Gründen auch immer, und ohne Unterscheidung des Alters der Kinder, das dabei ein wesentlicher Faktor ist (vgl. Johnston & Roseby, 19974)). Die Zahl der relevanten Fälle ist daher wesentlich kleiner als 125.]

23.   ZKJ: Dabei wurden folgende Leitfragen formuliert:
24.  The findings were that substantiated child abuse occured in about 15% of the sanple, with both mothers and fathers likely to be perpetrators. Forty percent of fathers and 15% of mothers had perpuated domestic violence.
Das Ergebnis war, dass in ungefähr 15% der Fälle aus der Stichprobe nachweisbar Kindesmisshandlung stattgefunden hat, mit beiden,  [sowohl als auch] Mütter und Väter, als Täter wahrscheinlich [in Frage kommend]. Vierzig Prozent der Väter und 15% der Mütter hattenhäusliche Gewalt ausgeübt [Anm.: d.h. also in erster Linie gegeneinander].
Und mit einem offensichtlichen Bedeutungskonflikt bei der Übersetzung von "child abuse" in
ZKJ:  Die Studien zeigten, dass in 15% der Fälle nachweisbar Missbrauch stattgefunden hatte, wobei sowohl Mütter als auch Väter in Erscheinung traten. (In 40% der Fälle war von Vätern und in 15% der Fälle von Müttern häusliche Gewalt ausgeübt worden).
         
25. Whereas alienating behaviors by both parents in this high-conflict custody litigation sample was the norm, only about one fifth of the children had rejected a parent. Children were slightly more likely to reject their fathers than their mothers.
Während entfremdendes Verhalten durch beide Elternteile in dieser Stichprobe hochstrittiger Sorgerechtsverfahren die Regel war, hatte nur etwa ein Fünftel der Kinder einen Elternteil abgelehnt. Kinder lehnten etwas häufiger ihre Väter als ihre Mütter ab.
[Anm.: d.h. in der Stichprobe waren nur insgesamt 0.2 x125 =25 entfremdete Kinder für den Test der 4 Annahmen verfügbar, und das ohne die wesentliche Altersaufschlüsselung! Und was die Ablehnung betrifft, so kommt es auch wesentlich darauf an, bei wem sie hauptsächlich wohnen.]
ZKJ: Obwohl ein als ,,entfremdemde" zu kennzeichnendes Verhalten in hochstrittigen Sorgerechtsverfahren bei beiden Elternteilen die Regel war, wurde nur von 20% der Kinder daraufhin ein Elternteil strikt abgelehnt. Das betraf häufiger Väter als Mütter.] 

26. The analysis supported a multi-dimensional explanation of children's rejection of a parent, with both parents as well as vulnerabilities within the child contributing to the problem.
Die Untersuchungsergebnisse stützten einen multifaktoriellen Erklärungsansatz für die kindliche Ablehnung eines Elternteils, in dem beide Eltern ebenso wie Verletzlichkeit des Kindes selbst zum Problem beitragen
ZKJ: Die Untersuchungsergebnisse stützen insgesamt einen multifaktoriellen Erklärungsansatz für das ablehnende Verhalten, zu dem beide Eltern ebenso wie die psychische Verletzlichkeit und Verstörtheit des Kindes selbst beitrugen.
 
27. Alienating behavior by the aligned parent and role-reversal between that parent and child were strong predictors of the child's rejection of the other parent.
Entfremdendes Verhalten des mit dem Kind ausgerichteten Elternteils und Rollenumkehr zwischen Elternteil und Kind [Anm.: d.h. Parentifizierung] waren starke Voraussagefaktoren für die Ablehnung des anderen Elternteils durch das Kind.
ZKJ: Als klare Indikatoren für die Ablehnung eines Elternteils wurden ein entfremdendes, loyalitätsheischendes Verhalten des bejahten Elternteils und eine entsprechende Rollenübernahme des Kindes aufgedeckt. [vgl. Kommentar oben zu Parentifizierung]

28.  wieder: child abuse = Kindesmisshandlung, nicht notwendigerweise Kindesmissbrauch!  

29. general community  
 allgemeine Bevölkerung    
 ZKJ: neutrale Vergleichsgruppe

30. By the same token, the domestic violence field can argue that concerned parents, in response to their child's angry troubled relationship with their ex-spouse, emphatically support their child's negative views, whereas PAS advocates will insist that an alienating parent is the initiator of the child's negative feelings and behavior.
Im selben Zusammenhang können mit häuslicher Gewalt befasste Gruppen argumentieren, dass als Reaktion auf die zornige, gestörte Beziehung ihres Kindes zu ihrem Exgatten, betroffene Elternteile die negative Sichtweise ihrer Kinder emphatisch unterstützen, wogegen PAS Unterstützer darauf bestehen werden, dass ein entfremdender Elternteil Initiator der negativen Gefühle und Verhaltensweisen des Kindes ist.
ZKJ: Gleichermaßen könnte aber bei häuslicher Gewalterfahrung vermutet werden, dass betroffene Eltern die negative Sichtweise des Kindes mit Rücksicht auf die angstbesetzte Beziehung ihres Kindes zum Exgatten unterstützen. PAS-Vertreter würden hier darauf beharren, dass ein entfremdender Elternteil Initiator der negativen Gefühle und Verhaltensweisen des Kindes ist.

V.  Do Children Need Two Parents and Should Access Be Enforced?  S. /767
V. Brauchen Kinder beide Eltern und sollte Umgang durchgesetzt werden?   S. 221
ZKJ:  Brauchen Kinder in jedem Fall beide Eltern und sollte ein Umgang erzwungen werden?

31. Also, it may be important for a rejected parent to reach out to the child and provide a solid and reliable base that can ultimately rescue the child from an overly dependent or enmeshed relationship with the aligned parent.
Ebenso kann es wichtig sein als abgelehnter Elternteil dem Kind die Hand zu reichen und eine solide und verlässliche Basis zu schaffen die letztlich das Kind aus einer übermäßigen Abhängigkeit oder Verstrickung mit dem bevorzugten Elternteil retten kann.
ZKJ: Ebenso wichtig kann es sein, als abgelehnter Elternteil dem Kind die Hand zu reichen und damit wenigstens symbolisch eine verlässliche Beziehungsbereitschaft zu signalisieren. Dies könnte das Kind vor einer symbiotischen Verbindung mit dem bevorzugten Elternteil schützen.

 32. Not least is the risk of the child feeling overwhelmingly helpless, unheard, not believed, and dismissed as being no more than a puppet of the other parent when she expresses strong feelings and fears about access.
Nicht minder ist das Risiko, dass sich das Kind von Hilflosigkeit überwältig fühlt, nicht gehört, nicht geglaubt, und zurückgewiesen wird als nichts mehr als eine Marionette des anderen Elternteils, wenn es starke Gefühle und Ängste über Umgang äußert.
ZKJ: Folge davon wäre, dass sich das Kind völlig hilflos erlebt, dass es darunter leidet, dass man ihm nicht zuhört und seine Aversionen nicht ernst nimmt, und dass es sich wie eine hin und her geschobene Puppe fühlt,

33. However, to give young, pre-adolescent children the unilateral right to veto a reasonable access arrangememt is not in their best interests. It can become frightening and burdensome and can reinforce an unrealistic sense of their power or phobic concerns.
Jedoch, jungen, vor-jugendlichen Kindern [Anm.: pre-adolescent = etwa unter 12-14 Jahren] das einseitige Recht zu geben ein Veto gegen eine vernünftige Umgangregelung einzulegen, ist nicht in ihrem besten Interesse [Anm.: best interest = Kindeswohl]. Es kann beängstigend und belastend werden und ein unrealistisches Gefühl ihrer Macht oder phobische Ängste verstärken.
ZKJ: Andererseits kann es dem Kindeswohl widersprechen, wenn besonders jüngeren Kindern ein zu weit gehendes Verweigerungsrecht im Hinblick auf ein objektiv vernünftiges, auf seine psychische und physische Angemessenheit überprüftes Umgangsarrangement zugestanden wird. Auch das kann ein unrealistisches Machtgefühl und entwicklungshemmende Phobien erzeugen.

34.  Provided that teenagers are making good choices and progressing in other areas of their life...
 Vorausgesetzt, dass Teenager gute Entscheidungen treffen und auf anderen Gebieten ihres Lebens gut vorankommen....      
ZKJ: Besonders, wenn Teenager auch in anderer Hinsicht gute und reife Entscheidungen zu treffen in der Lage sind 
      
35. Anm:: Nach [36 deutsch] Zusatz zu Aussagen über Gerichtsverfahren, nicht im Original: Freilich gebe es damit in den Vereinigten Staaten noch erhebliche Probleme.

VI. Do Alienated Children and Their Parents Need Treatment? S.768
VI. Brauchen entfremdete Kinder und ihre Eltern eine Therapie?
VI. Benötigen umgangsverweigernde Kinder und ihre Eltern eine therapeutische Behandlung?  S.222

36. ... distance themselve from the corrosive effects of a parent who is unrealiable, consistently inadequate, or abusive.[35]
sich von zerstörerischen Einflüssen eines Elternteils distanzieren, der unzuverlässig, ständig unzulänglich oder misshandelnd ist.[35] 
ZKJ: ...[37] ...sich der paralysierenden Einflussnahme eines solchen Elternteils entwehrt, der/die unzuverlässig ist und unangemessen oder gar missbrauchendes Verhalten zeigt.
.
37. However, among the small group of alienated children who express unreasonable negative feelings and beliefs about a parent (such as persistent anger, rejection and/or fear), clinical observations are that they are likely to be more troubled -more emotionally dependent, less socially competent, have problematic self-esteem (either low or defensively high), poor reality testing, lack the capacity for ambivalence and are prone to enmeshment or splitting with others, indicating that they have difficulty in feeling separate and viable as individuals, [36]
Jedoch, in der kleinen Gruppe der entfremdeten Kinder, die unverhältnismäßige negative Gefühle und Meinungen über einen Elternteil äußern (wie ständigen Zorn, Ablehnung und / oder Angst) finden sich klinische Beobachtungen, dass sie mit größerer Wahrscheinlichkeit mehr gestört sind - mehr emotionell abhängig, weniger sozial kompetent, problematisches Selbstwertgefühl (entweder niedrig oder defensiv hoch) haben, schlechten Realitätssinn, die Fähigkeit für Ambivalenz fehlt und sie zu Verstrickung oder Aufspaltung neigen, was andeutet, dass sie Schwierigkeiten haben sich als eigenständige und lebenstüchtige Individuen zu fühlen. [36]    
ZKJ:  Klinische Beobachtungen bestätigen es: In der (zahlenmäßig geringsten) Gruppe der irrational ablehnenden Kinder die uneinsichtige negative Gefühle und Ansichten über einen Elternteil äußern (wie ständigen Zorn, Hass, Ablehnung und / oder Furcht) erwiesen sich diese häufiger als andere Kinder psychisch beeinträchtigt und gestört: Sie erscheinen emotional abhängiger, zeigen weniger Sozialkompetenz, haben ein mangelhaftes Selbstwertgefühl (entweder sehr niedirig oder unangemessen hoch), einen geringen Realitätssinn, mangelnde Ambivalenzfähigkeit und neigen in Beziehunngen zu Verstrickungen oder Aufspaltungen, womit sie zum Ausdruck bringen, dass sie Schwierigkeiten haben, sich als eigenständige und lebenstüchtige Personen zu fühlen. [38] 

38. Severely alienated children also are likely to manifest serious conduct disorders and can behave very inappropriately, at least in the presence of the rejected parent.
Bei schwer entfremdeten Kindern ist es auch wahrscheinlich, dass sie ernsthafte Verhaltensstörungen zeigen und sich sehr unangemessen verhalten, zumindest in Gegenwart des abgelehnten Elternteils.
ZKJ: Stark entfremdete Kinder zeigen häufig starke Auffälligkeiten und ein Verhalten, das sich zuweilen in Gegenwart des abgelehnten Elternteils sehr unangemessen äußert.

39. In a third study, we looked for empirical data from standardized measures to back-up these clinical observations [37] by examining available psychological testing data for seventy four children ages five to twelve years in the sample of custody disputing families described above. [38]
In einer dritten Studie hielten wir nach empirischen Daten aus standardisierten Erhebungen Aussschau, um diese klinischen Beobachtungen [37] zu unterstützen, indem wir verfügbare psychologische Testdaten von 74 Kindern im Alter zwischen 5 bis 12 Jahren aus der oben beschriebenen Stichprobe aus im Sorgerechtsstreit befindlichen Familien prüften. [38]
ZKJ: In einer dritten Studie verglichen Johnston u.a. empirische Hinweise aus Ergebnissen standardisierter Tests [39] mit den psychologischen Untersuchungsergebnissen (Stichprobe aus um das Sorgerecht streitender Eltern) von 74 Kindern zwischen 5 und 12 Jahren. [40]

40. Compared to children in these custody-litigating families who were able to remain somewhat equidistant between their parents, children who rejected either their mothers or fathers were rated by their aligned parent as having more total behavioral problems of clinically significant levels.
Verglichen zu Kindern in diesen ums Sorgerecht streitenden Familien, die fähig waren einigermaßen equidistant [Anm. d.h. neutral], zwischen ihren Eltern zu verbleiben, wurden Kinder, die entweder ihre Mutter oder ihren Vater ablehnten von ihrem verbündeten Elternteil als insgesamt mit mehr Verhaltensauffälligkeiten in klinisch relevanten Intensitäten behaftet eingestuft. [Anm.: nicht als Ergebnis der psychologischen Untersuchung selbst. Verwendet wurde mit dem verbündeten Elternteil ein Standard Test, die Child Behavior Problem Checklist von Achenbach et al., wie aus FN. 38  hervorgeht.]  
ZKJ: Der Vergleich von Kindern aus Sorgerechtsstreitfällen ohne Kontaktvorbehalte mit denjenigen, die Mutter oder Vater strikt ablehnten, zeigte letztere signifikant häufiger klinisch verhaltensauffällig.

41. According to personality testing using the Rohrschach, alienation seemed to be a defensible strategy for those children who were more reliant upon others to solve problems
 Persönlichkeitstests mittels des Rohrschachs nach schien Entfremdung eine vertretbare Strategie für diejenigen Kinder zu sein, die sich mehr auf andere verließen, Probleme zu lösen.
[Anm: Der nach dem Schweizer Psychiater Rohrschach benannte Test mit Tintenklecksen ist ein sog. projektiver Persönlichkeitstest und als solcher kontrovers.]
ZKJ: Nach den Ergebnissen der Rohrschach-orientierten Tests schien massives Verweigerungsverhalten besonders für solche Kinder eine Strategie zu sein, die sich bei der Lösung ihrer Probleme mehr auf andere als auf sich selbst verließen.   


42. By contrast, nonalienated children tended to be more self-reliant ...-
Im Gegensatz dazu, tendierten nicht-entfremdete Kinder dazu sich mehr auf sich selbst zu verlassen,..
ZKJ:  Im Gegensatz dazu, wiesen ,,nicht-entfremdete" Kinder eine größere Selbständigkeit auf, ...
      
43. With respect to the parents' need for mandated treatment, we argue that alienating behavior by parents is a malignant form of  emotional abuse of children that needs to be corrected, whether a parent agrees or not.
Bezüglich der Erfordernis für eine angeordnete Therapie der Eltern argumentieren wir, dass entfremdendes Verhalten durch Eltern eine Form bösartiger emotionaler Misshandlung von Kindern ist, die korrigiert werden muss, ob der Elternteil zustimmt oder nicht.
ZKJ: Was die Anordnung einer therapeutischen Behandlung (mandated treatment) für Eltern angeht, so sprechen sich Johnston u.a. dafür aus, entfremdendes Verhalten (alienating behaviour) auch ohne das Einverständnis der Eltern dann zu behandeln, wenn es sich als bösartige Form eines emotionalen Missbrauchs erweist.

44. A growing body of literature ... supports
The insidious effects of psychological control (parenting that manipulates and constrains children's feelings, ideas, and attachments) has been isolated from the benefits of behavioral control (discipline and supervison), reliably measured and associated with a strong negative impact on children's self process, internalizing and externalizing problems, and academic achievements. [41].
Ein wachsendes Volumen an Fachliteratur  ...unterstützt
Dieheimtückischen Effekte psychischer Kontrolle (Erziehungsverhalten, das die Gefühle, Ideen und Bindungen der Kinder manipuliert und beengt) wurden von den Vorteilen einer Verhaltenskontrolle (Disziplin und Aufsicht) abgegrenzt, verlässlich gemessen und mit einem starken negativen Einfluss auf die kindliche Persönlichkeitsentwicklung, Internalisierung und Externalisierung von Problemen und schulischen Leistungen.in Zusammenhang gebracht. [41]
ZKJ: Es gibt mittlerweile viele Fachbeiträge ... Die Wirkung psychischer Manipulation (ein Erziehungsverhalten, welches kindliche Gefühle, Ideen und Neigungen manipuliert und beengt) ist dabei allerdings klar abzugrenzen von den Vorteilen einer begleitenden Verhaltenssteuerung im Sinne von Disziplin und Supervision. Manipulative Einflussnahme hat einen messbar negativen Einfluss auf die kindliche Persönlichkeitsentwicklung, auf die Fähigkeit mit Problemen umzugehen (ohne sie auf andere zu projezieren) und auf die kindlichen Lernfortschritte. [43]

45. A fourth empirical study of the personality profiles of ninety-eight parents in custody disputes lends support to these clinical observations. [43]
Eine vierte empirische Studie, der Persönlichkeitsprofile von 98 in Sorgerechtsstreitigkeiten befindlicher Eltern, unterstützt diese klinischen Beobachtungen. [43]
 ZKJ:  Auch eine vierte empirische Untersuchung zu den Persönlichkeitsprofilen von 98 in Sorgerechtsstreitigkeiten befindlichen Eltern unterstützte diese klinischen Beobachtungen. [45]
       
VII The Nature, Purpose and Proposals for Mandated Treatment. S 771
VII. Natur, Zweck und Vorschläge für angeordnete Behandlung.
ZKJ: VII. Inhalte, Ziele und Prognosen richterlich angeordneter Behandlungsmaßnahmen S. 223

46. ...[48], an intervention that is governed by a stipulation between the parties and then ordered by the court.[49]
...[48],  eine Intervention, die von Festlegungen zwischen den Parteien [Anm.: über Bedingungen der Therapie, Zahlungsbedingungen etc., ausgehandelt zwischen Eltern und Therapeuten] bestimmt ist und dann vom Gericht angeordnet wird. [49]
ZKJ: Das wäre eine Intervention die auf eine Vereinbarung zwischen den Parteien abzielt, welche anschließend vom Gericht zu bestätigen wäre. [51]

47. The goal of treatment should be focused on the psychological health of these children, ....
It should not be limited to reunification with the rejected parent.
Das Ziel der Behandlung sollte auf die psychische Gesundheit dieser Kinder gerichtet sein,....
Es sollte nicht auf die Wiedervereinigung mit dem abgelehnten Elternteil begrenzt sein.
ZKJ:  Alle diese Maßnahmen sollten im Kern auf die psychische Gesundung der betroffenen Kinder gerichtet sein, .....
Auf Wirksamkeit bedachte Maßnahmen dürfen daher in keinem Fall auf die Kontaktverordnung zum abgelehnten Elternteil begrenzt sein.

48. With respect to prognosis, it is important to acknowledge that systematic research is absent, long-term outcomes with alienated children are largely a matter of conjecture, and the extend to which they  "spontaneously recover" is not known,.
For this reason, social policy regarding the management of these cases, including changes of custody and the nature and type of perferred treatment, will continue to be debated.
Hinsichtlich einer Prognose ist es wichtig anzuerkennen, dass systematische Forschung fehlt, langfristige Ergebnisse mit entfremdeten Kindern zum großen Teil  eine Sache der Vermutung sind und das Ausmaß in dem sie sich "spontan erholen" unbekannt ist.   Aus diesem Grund werden Entscheidungsrichtlinien für diese Fälle, Sorgerechtswechsel, die Art der bevorzugten Behandlung eingeschlossen, weiter diskutiert werden.
ZKJ: In Hinblick auf die längerfristigen Erfolgsschancen dieses Weges muss zugestanden werden, dass es bisher keine systematische Forschung dazu gibt. Längerfristige Prognosen zur Entwicklung entfremdeter Kinder sind im weitesten Sinne Sache von Mutmaßungen, der Anteil an spontan wieder ins Gleichgewicht gekommenen Kinder ist unbekannt. Aus diesem Grund sollten die auf einen etwaigen Sorgerechtswechsel sowie auf Art und Qualität anderer Maßnahmen gerichteter Entscheidungsprozesse gründlich diskutiert und mit empirischen Daten untermauert werden.

49. It is our clinical experience that this kind of success usually comes from early intervention and preventive measures, before the child's stance and family dynamics have become immutable and bogged down in litigation
Es ist unsere klinische Erfahrung, dass diese Art von Erfolg für gewöhnlich von früher Intervention und präventiven Maßnahmen herrührt, bevor die Haltung des Kindes und die Familiendynamik unveränderlich und festgefahren in Rechtsstreitigkeiten geworden sind
ZKJ: Die klinischen Erfahrungen von Johnston u.a. zeigen, dass solcher Erfolg meist aus früherer Intervention und präventiven Maßnahmen resultiert, eben noch bevor die Haltung des Kindes und die Familiendynamik erstarrt waren und sich die Beteiligten in gerichtlichen Auseindersetzungen verfangen hatten

50. Stalemates obviously occur when the aligned parent and child avoid, refuse, or sabotage any therapeutic intervention.
Pattsituationen enstehen offensichtlich, wenn verbündeter Elternteil und Kind jede therapeutische Intervention vermeiden, ablehnen oder sabotieren.
ZKJ: Und unbewegliche Pattsituationen entstehen meist dann, wenn der akzeptierte Elternteil oder auch das Kind selbst sinnvolle therapeutische Interventionen vermeiden, zurückweisen, oder sabotieren.

VIII When Is a Change of Primary Residence Warranted?  S. 773
VIII.  Wann ist ein Wechsel des Hauptwohnsitzes angezeigt?
ZKJ:  VIII. Wann ist ein Aufenthaltswechsel gerechtfertigt  S. 224

51.For children, questions about the appropriate custodian need to be raised if the child has a severe psychological dysfunction (DSM-IV Axis I disorders), antisocial behavior, or evidence of emotional trauma due to neglect and abuse. In each of these cases, changing custody to the rejected parent or placement with a third party and supervised contact with the custodial parent should be seriously considered.
Bezüglich Kindern ist es notwendig die Frage nach dem geeigneten Betreuer dann zu stellen, wenn das Kind eine ernsthafte psychische Dysfunktion (DSM IV Axis I Störung), asoziales Verhalten oder Hinweise auf ein emotionales Trauma durch Vernachlässigung oder Misshandung zeigt. In jedem dieser Fälle sollte ein Wechsel der elterlichen Sorge zum abgelehnten Elternteil oder Unterbringung bei einer dritten Partei und begleitetem Umgang mit dem [Anm.: bisher] betreuenden Elternteil ernsthaft in Betracht gezogen werden.    
ZKJ: Auf das Kind bezogen stellt sich die Frage angemessener Betreuung dann, wenn das Kind erhebliche psychische Störungen, asoziales Verhalten oder emotionale Traumata aufweist, die einer Vernachlässigung oder einem Missbrauch geschuldet wird. In diesen Fällern sollte ein Sorgerechtswechsel zum abgelehnten Elternteil oder aber die Unterbringung an einem dritten Ort bzw. zumindest ein begleiteter Umgang mit dem betreuenden Elternteil in Betracht gezogen werden.

IX. Conclusion  S. 774
ZKJ: IX. Fazit  S.224

52.... they typically set in motion an adversarial system.that seeks evidence to provide definitively, one way or another, whether one of two scenarios prompting the child's behavior are supported...
...setzen sie typischerweise ein adversatorisches System in Gang das auf einem oder anderem Weg eindeutige Hinweise sucht, die eines von zwei das Verhalten des Kindes auslösende Szenarien unterstützen.    
ZKJ: ...setzen sie normalerweise ein äußerst kontroverses Verfahren in Gang, welches auf triftige Beweise dafür abzielt, welche der beschriebenen Szenarien für das Verhalten des Kindes tatsächlich verantwortlich sind.   

53. Either the allegations of family abuse and poor parenting by a rejected parent are well-founded in which event protective measures need to be taken, or the child's behavior is indicative of PAS, an outcome of brainwashing by a spiteful, embittered parent, a strategic ploy in the litigation,.
Entweder sind die Unterstellungen von familiärer Misshandlung oder von Erziehungsdefiziten des abgelehnten Elternteils begründet, dann müssen in einem solchen Fall Schutzmaßnahmen ergriffen werden, oder das Verhalten des Kindes weist auf PAS hin, als Resultat von Gehirnwäsche durch einen gehässigen, verbitterten Elternteil, einem strategischen Zug in der Auseinandersetzung.
ZKJ: Entweder ist die Unterstellung von Missbrauch und Erziehungsdefiziten stichhaltig. In solchem Fall müssen sofortige Schutzmaßnahmen ergriffen werden, da die Verweigerung des Kindes reale Gründe hat. Oder aber das verweigernde Verhalten des Kindes wird auf das Parental Alienation  Syndrome (PAS) zurückgeführt und damit als Folge einer Gehirnwäsche durch einen verbitterten, hasserfüllten Elternteil gedeutet, was eine sehr populäre Strategie in kontrovers geführten Scheidungsprozessen ist.

54. In summary, what helps is early prevention of alienation, a good assessment of multiple factors that contribute to alienation within the child and family, clear court orders that affirm parental rights and restore an appropriate access plan (one that the child can tolerate); ongoing case management and family-focused therapy (not just parent-child reunification).
Zusammenfassend, was hilft sind frühzeitige Prävention von Entfremdung, eine gute Einschätzung der multiplen Faktoren die zur Entfremdung im Kind und in der Famile beitragen, klare gerichtlicher Anordnungen, die elterliche Rechte bestätigen und einen angemessenen Umgangsplan (einen den das Kind tolerieren kann) wiederherstellen; fortgesetzte Fallbetreuung und familienzentrierte Therapie (nicht nur Eltern-Kind Wiedervereinigung).
ZKJ: Wirksam ist demgegenüber eine frühzeitige Prävention von Entfremdung durch rechtzeitige Beratung, die gründliche Bestandsaufnahme der vielfältigen Faktoren, die zu einer Entfremdung von Kind und Eltern beigetragen haben, klare gerichtliche Anordnungen die die Rechte der Eltern unterstützen, eine angemessene Fallbetreuung (die das Kind mittragen kann), sowie eine kontinuierliche sozialpädagogische Kontaktpflege und familienzentrierte Therapieangebote.

55. What hurts is to do nothing,.... , ongoing litigation in the adversarial legal system, and total disregard for the child's ongoing distress or the teenagers need to have some choice in those more difficult cases that are resistant to resolution.
Was schadet ist, nichts zu tun, ... fortgesetzte Auseinandersetzungen in einem adversatorischem Rechtssystem und totale Nichtbeachtung des anhaltenden Kummers des Kindes, oder des Bedürfnisses von Teenagern etwas Wahlmöglichkeit in diesen komplizierten Fällen zu haben, die lösungsresistent sind.        
ZKJ: Was schmerzt.und verletzt ist, wenn gar nichts getan wird, ..., und wenn lang andauernde Gerichtsverfahren den Stress ignoriern den Kinder damit ausgesetzt sind. Was weiter schmerzt, ist die Ignoranz gegenüber dem berechtigten Bedürfnis heranwachsender Kinder, in komplizierten, lösungsresistenten Fällen angehört zu werden und eigene Wahlmöglichkeiten zugestanden zu bekommen.
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Anmerkungen:

1). C. T. Dum hat bereits eine Reihe von einschlägigen Texten aus der Familienrechtspsychologie ins Deutsche bzw. ins Amerikanische übersetzt, z. B. Familienkriege - die Entfremdung von Kindern" ZfJ 6/1998 (Family Wars -The Alienation of Children.); R. A. Warshak, 2005, siehe unten2), und ins Amerikanische Texte in Das Parental Alienation Syndrom (PAS). Eine interdisziplinäre Herausforderung für scheidungsbegleitende Berufe.  Internationale Konferenz, Frankfurt (Main), 18.-19. Oktober 2002, herausgegeben von Wilfrid von Boch-Galhau; Ursula Kodjoe; Walter Andritzky & Peter Koeppel (2003); sowie in Richard A. Gardner, S. Richard Sauber, Demosthenes Lorandos (Hrsg.), "The International Handbook of Parental Alienation Syndrome: Conceptual, Clinical  and Legal Considerations", 2006.

2) R. A. Warshak, Eltern-Kind-Entfremdung und Sozialwissenschaften. Sachlichkeit statt Polemik, Zentralblatt für Jugendrecht (ZfJ) 5/2005, S.186 -200.

3) Judith S. Wallerstein, Julia Lewis, Sandra Blakeslee, The Unexpected Legacy of Divorce: A 25 Year Landmark Study  (2001). Deutsche Fassung: Scheidungsfolgen - Die Kinder tragen die Last. Eine Langzeitstudie über 25 Jahre; a. d. Engl. v. Ulrike Stopfel; Verlag Votum, Münster 2002; 350 S. Vgl. insbesondere zu Parentifizierung (Rollentausch zwischen Elternteil und Kind)  Kap. 1, ,,When a Child Becomes the Caregiver". [Wenn das Kind zum Betreuer wird]
 .
4) Janet R. Johnston & Vievienne Roseby, In the Name of the Child. A Developmental Approach to Understanding and Helping Children of Conflicted and Violent Divorce, The Free Press, New York (1997). Kap. 8 ,,Parental Alignments and Alienation Among Children of High-Conflict Divorce"  geht speziell auf die Psychologie von PAS ein und betont dabei auch die Altersabhängigkeit.


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