Auch u.a. zu
PAS gibt es ein Forum:
Kritische Auseinandersetzung mit der aktuellen Definition von Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung / "PAS". Mit
Prof. Dr. Barbara Kavemann (Kath. Fachhochschule Berlin), Prof. Dr.
Maud Zitelmann (Fachhochschule Frankfurt a.M.), Dr. Kerima Kostka
(Univ. Frankfurt a. M.), Moderation: Prof. Dr. Margrit Brückner
(Fachhochschule Frankfurt a. M.)
Oder etwa Forum 10:
Analyse
der Mythen und Ideologien, die hinter der Praxis und
Verfasstheit des Sorge -und Umgangsrechts stehen. Was muss
geschehen, um Mythen und Ideologien zu entkräften? Mit Dr. Anita
Heiliger (kofra e.V., München), Tanja Brückmann (Frauenhaus Kassel),
Elke Ostbomk-Fischer (Fachhochschule Köln). Moderation: Sabine Schutter
(VAMV-Bundesverband e.V., Berlin)
-Wir wenigstens meinen,
dass dahinter das von unserem Parlament nach langer Vorbereitung
und breiter Meinungsbildung in verschiedenen Fachgremien in 1998
beschlossene Kindschaftsrecht-Reformgesetz steht, auch wenn weitere
Verbesserungen, wie etwa das FGG-Reformgesetz und darüber hinaus
durchaus wünschenswert, ja notwendig erscheinen, auch in Hinblick auf
in
anderen Staaten längst beschlossene und bewährte Regelungen.
Selbstverständlich
muss vor der Verabschiedeung von solchen Gesetzentwürfen ein breites
Spekrum von qualifizierten, auch kritischen Meinungen eingeholt werden,
was auch regelmäßig durch die Bundesregierung und bei entsprechenden
grundlegenden Entscheidungen auch durch das Bundesverfassungsgericht
geschieht, mit reichlich Gelegenheit zur Stellungnahme auch durch die
in Frankfurt vertretenen Gruppen. Bei der Einseitigkeit
dieser
Repräsentanz sind auch über die Positionen hinaus, die selbst den
öffentlichen Stellen längst bekannt sein müssten, keine neuen
Gesichtspunkte durch wechselseitige Befruchtung zu erwarten.
Warum
also jetzt noch ein öffentlich gefördertes Forum gegen diese schon
verabschiedeten Reformen oder gegen das gemeinsame Sorgerecht, wenn das
schon längst im vielleicht zunächst überraschend hohem Maße freiwillig
angenommen wird, auch außerhalb des hier ebenfalls angegriffenen
Cochemer Modells, seit der Staat sich nicht mehr regelmäßig anmaßt den "besseren" Elternteil bestimmen zu wollen? Wir meinen darüber hinaus, dass gerade öffentliche Träger die
Möglichkeit und vor allem die Pflicht haben vor der Zusage
einer Förderung von Verbänden oder einer
Tagung qualifizierten, unabhängigen wissenschaftlichen Rat
einzuholen und auf Ausgewogenheit besonders zu achten. Vornehm
britisch
unser "Erstaunen" darüber auszudrücken, dass dies hier
offenbar nicht
geschehen ist, ist leider nicht mehr möglich, weil die unkritische
Förderung
einseitig orientierter Gruppen fern jeder in der Wissenschaft üblichen
Kontrolle in Deutschland offenbar Tradition hat.
Wesentlich deutlicher als wir das schon andeuteten hat dies
Prof. Dr. Gerhard Amendt (Universität Bremen) in einen
offenen Brief (10.12.2007) an die
hessische Sozialministerin, Frau Lautenschläger, zum
Ausdruck gebracht und geht darin insbesondere auch sehr berufen,
auf Grund eigener Forschungsarbeiten, auf das Thema Gewalt und
Gewaltvorwürfe ein. Er hat uns freundlicherweise erlaubt, diesen Brief
hier zu veröffentlichen. Selbstverständlich gibt der Brief allein die
Meinung des Verfassers wieder, die nicht in allen Punkten, vor allem
nicht mit der gleichen Betonung die unsere sein muß. Anders als
verständlicherweise in diesem Brief, der ja an eine
prominente Vertreterin auch einer politischen Partei gerichtet
ist, wollen wir das Thema selbstverständlich strikt
parteiunabhängig sehen, obwohl letztlich die politischen Parteien
dazu aufgerufen sind, die notwendigen rechtlichen Reformen zu
realisieren. Der Brief bringt dazu sehr wichtige Gesichtspunkte klar
auf den Punkt, so klar, dass dem wenig hinzuzufügen ist.
Da
ist zunächst das Thema Gewalt, über deren Ausmaß und
Geschlechterverteilung Prof. Amendt auf Grund eigener Forschung sehr
qualifiziert zu berichten weiß und deshalb auch zu Recht auf die damit
betriebene Polarisierung durch einseitige Darstellungen hinweist.
Selbstverständlich
bleibt männliche Gewalt und sexueller Missbrauch an Kindern (auch
Knaben!) genau so verabscheuungswürdig, wenn nachgewiesen wird in
welchem Ausmaß auch Frauen in solche Handlungen verwickelt sind.
Unabhängig vom Geschlecht muss alles daran gesetzt werden solche
Handlungen zu verhindern und sie ggfs. hart zu bestrafen, sowie
unschuldig Beteiligte zu schützen, ggfs. auch in eigens dafür
geschaffenen Unterkünften. Aber schützende Unterkünfte, Wegweisung aus
der Wohnung etc. dürfen mittels unberechtigter Vorwürfe von Gewalt
und sexuellem Kindesmissbrauch (praktisch nur gegen Männer) bei
Trennung / Scheidung nicht dazu missbraucht werden Eltern vom Umgang
mit ihren Kindern auszugrenzen, wie das bei Hochkonfliktfällen um
Sorge/Umgangsrecht in Deutschland noch immer fast die Regel ist, und
das leider sehr wirkungsvoll und praktisch risikolos für die
Falschbeschuldiger, nicht nur was Strafverfolgung betrifft, sondern
sogar hinsichtlich negativer Konsequenzen für Sorge- und Umgangsrecht,
von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen. (vgl. dagegen z. B. spezielle
Gesetzgebung in den
USA zu solchen Falschbeschuldigungen).
Selbstverständlich
müssen zum Schutze möglicher Opfer (der Kinder vor allem) Vorwürfe
dieser Art stets sehr ernst genommen, aber damit muss unbedingt völlig
ergebnisoffen umgegangen werden .Ermittlungen dürfen nicht durch
suggestive Fragen verfälscht werden und sollten nur von dafür speziell
geschulten Personen vorgenommen werden. Das ist durch ein hohes
Maß an Ideologisierung, und das in Deutschland dazu noch oft öffentlich
gefördert, worauf Prof. Amendt zu Recht hinweist, ganz erheblich
gefährdet, auch dann, wenn solche Verfahrensbeteiligte,
Selbsthilfegruppen etc.unbestritten positve Motive zum Opferschutz im
Auge haben. Das gilt in besonderem Maße dann, wenn mögliche Folgen
von Übergriffen nicht so offensichtlich sind wie bei roher Gewalt, und
erst recht, wenn gar keine körperlichen Spuren zu erwarten sind und
keine Zeugen vorhanden sind, wie bei den meisten sexuellen Übergriffen.
Diesem besonderen Problem, dass durch verschiedene "Hexenprozesse", in
Deutschland insbesondere durch die Wormser Prozesse, über deren
Spätfolgen ja gerade wieder berichtet wurde, eigentlich nicht nur den
öffentlichen Stellen, der Justiz sondern auch Laien gut bekannt sein
müsste, haben wir
eigene Seiten gewidmet, weil Berichte über
Falschbeschuldigungen dieser Art und nachfolgende lange Verzögerungen
in Umgangs-Sorgerechtsverfahren bis zu einer Klärung durch Begutachtung
uns immer noch erreichen, aber auch Familien ohne jedes
Trennungs-/ Scheidungsproblem schwer betroffen sind, wenn z. B.
ein Kind beeinflußt durch eine ideologisierte Umgebung,
Selbsthilfegruppen, unqualifizierte "Therapeuten", oder auch nur um
Aufmerksamkeit zu erwecken, unberechtigte Vorwürfe erhebt oder gar
fälschlich selbst davon überzeugt ist, dass seine psychischen
Probleme allein auf frühkindlichen sexuellen Missbrauch zurückzuführen
sind.
Von letzterem sind vor allem junge Frauen sehr
hartnäckig betroffen, auf Grund sog. "therapierter Erinnerungen", des
sog. False Memory Syndroms. Eine besondere suggestive und damit verheerende Rolle
spielte dabei, und in Deutschland, anders als in den USA, wohl immer
noch als ,,unentbehrliches Handbuch", das Buch
,,The Courage to heal. A guide for women survivors of child sexual abuse" von Ellen Bass & Laura Davis, dessen Übersetzung als
,,Trotz allem. Wege zur Selbstheilung für sexuell missbrauchte Frauen" ins Deutsche (1990) ausgerechnet durch das damalige
Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit gefördert
wurde, wohl auch damals schon ohne die uns zumindest nötig erscheinende
kritische wissenschaftliche Überprüfung des Werks und der Qualifikation
der Autorinnen, obwohl sie zumindest von Fachleuten aus den USA, sicher
aber auch aus Deutschland, leicht zu haben gewesen wäre.
Statt eines eigenen Kommentars zu diesem
,,unentbehrlichen Handbuch", möchten wir nur auf
die von uns schon zitierten besonderen
"Gustostücke" aus der 6.
deutschen Auflage, 1995 (2006: 13. Auflage) verweisen, oder ganz ähnliche ( S. 73 ff) in
dem bewegenden Bericht von Sabine Rückert
,,Unrecht im Namen desVolkes. Ein Justizirrtum und seine Folgen" (2007)
bei dem dieses Werk ebenfalls eine Rollle spielte. Sie sollten zur
Meinungsbildung ausreichen, wenigstens für schlichte
"Normalverbraucher".
Zitate aus ,,Trotz allem" (Javascript):
Daran, an ähnliche Schriften,Veranstaltungen und Aktivitäten einseitig
orientierter Selbsthilfegruppen werden wir jetzt auch durch die
Frankfurter Tagung wieder erinnert, nicht zuletzt durch auf
der Frankfurter Tagung vertretene ReferentInnen.und Gruppen,
insbesondere aber auch durch die dadurch veranlasste, berechtigte
Kritik von Prof. Amendt am Umgang mit öffentlicher Förderung, die wir
als Aufforderung sehen, dazu auch öffentlich kritische Fragen an die
Verantwortlichen zu stellen. auch wenn, wie zu erwarten, bestenfalls
die üblichen nichtssagenden Antworten kommen. Was uns besonders
beunruhigt, ist die
Sorge, dass einseitige, ideologisierte Haltungen insbesondere durch
Fachhochschulen an die auszubildende, nächste Generation von
SozialpädagogInnen und JugendamtsmitarbeiterInnen weiter getragen
werden
könnten, statt sie in einer beim Thema Gewalt und sexuellem Missbrauch
unbedingt nötigen ergebnisoffenen, aber kritischen Haltung zu schulen.
Kaum überraschend ist, dass als Ergebnis dieser aus unseren Steuermitteln geförderten Tagung folgendes Buch erschienen ist:
Anita Heiliger - / Eva -K. Hack/ZIF (Hg.), Vater um jeden Preis?. Zur Kritik am Sorge- und Umgangsrecht, Verlag Frauenoffensive, 2008
Dieses
Buch ist Teil des Kongresses »Kinderschutz und Kindeswohl im Sorge- und
Umgangsrecht«, der in einer Kooperation zwischen der Zentralen
Informationsstelle der Autonomen Frauenhäuser ZIF, der Fachhochschule
Frankfurt, Fachbereich 4, und dem Münchner Kommunikationszentrum für
Frauen zur Arbeits- und Lebenssituation Kofra im Januar 2008 in
Frankfurt a. M. stattfand.
Quellenart: Monographie / Buch Medientyp: Print
Strukturebene: Bund
Primäre Zielgruppe(n): Auszubildende / Studierende, Ehrenamtlich
Tätige, Hauptberufliche Fachkräfte, Multiplikatoren / Medien, Politisch
Entscheidungstragende, Wissenschaftlich Tätige
Kurzbeschreibung:
Ein Reader kritischer Fachartikel zum Sorge- und Umgangsrecht
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